Mittwoch, 3. November 2010

Netzhautchip lässt Blinden lesen



Nach jahrelanger Forschung und etlichen Rückschläge freuen sich die Tübinger Forscher über den Durchbruch. 

(Bild: Colourbox)

Seit Jahren versuchen Forscher Sehbehinderten durch neuste Technologie das Augenlicht zurückzugeben. Jetzt ist deutschen Wissenschaftlern der Durchbruch gelungen.



Die Wissenschaftler um Eberhart Zrenner von der Universität Tübingen pflanzten in ihrer Pilotstudie drei Blinden einen Netzhautchip ein. Mit Hilfe des Chips konnten die Teilnehmer diverse Sehaufgaben erfüllen, etwa verschiedene Gegenstände auf einem Tisch lokalisieren.
Vor allem ein Patient - Miikka - zeigte in den Sehtests erstaunliche Ergebnisse, berichten die Forscher im Fachmagazin «Proceedings of the Royal Society B». Er konnte nicht nur Gegenstände wie Löffel, Gabel, Tasse und eine Banane orten und beschreiben - es gelang ihm auch 16 verschiedene Buchstaben voneinander zu unterscheiden.
Eine Art Lichtverstärker
Als die Forscher ihm die weissen Lettern «M-I-K-A» auf einen schwarzen Tisch legten, wies er sie darauf hin, dass sein Name falsch geschrieben worden sei.
Der von den Forschern entwickelte Chip ist nur dreimal drei Millimeter klein und hauchdünn. Er wird direkt unter die Netzhaut gesetzt. Wenn Licht auf die 1500 Photodioden des Chips fällt, wird dies über einen Verstärker an die Nervenzellen der Netzhaut geleitet. Im Anschluss werden die Signale zum Sehzentrum geschickt.
Nicht für alle Blinden
Der Netzhaut-Chip ist somit nur für Menschen geeignet, die früher schon einmal sehen konnten - denn die Verarbeitung der Bildinformationen im Gehirn muss bereits gelernt worden sein. Die Technik könnte laut den Forschern dabei helfen, den erblich bedingten Netzhautrückgang (Retinitis pigmentosa) zu heilen.
Studienleiter Zrenner ist Gründer einer Firma für Sehprothesen und Leiter des Forschungsinstituts für Augenheilkunde an der Universität Tübingen. Der Chip soll nach der Beendigung der Hauptstudie mit 25 Patienten marktreif sein. Wie teuer er dann sein wird, ist gemäss Zrenner noch unklar.

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