Mittwoch, 3. November 2010

Integration aus der Not heraus

19. April 2003, Neue Zürcher Zeitung
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***In Arbedo bei Bellinzona steht die Lehrerin Paola vor ihren Zweitklässlern und erklärt gerade mit deutlichen Lippenbewegungen, was die Schüler in ihren Büchlein lesen sollen. Zwei Kinder beobachten Paola ganz genau: Alessandro und Alexandra, beide stark schwerhörig. Die beiden haben verschiedene technische Hilfsmittel zur Verfügung. Alexandra trägt an ihrem Hörgerät einen Empfänger. Dieser verstärkt die Stimme der Lehrerin, die am Revers ihres Jacketts ein kleines Mikrophon und in der Tasche einen Sender trägt. Alessandro hingegen ist vor kurzem in einer Operation ein Cochlear-Implantat eingesetzt worden, das die Geräusche um ihn herum verstärken soll. Paola will nichts beschönigen. «Es war am Anfang sehr schwierig, vor allem mit dem Jungen. Er konnte keine Sekunde stillsitzen und sprach nur schwer verständlich.» Noch vor etwa drei Jahren hatten denn auch Alessandros Ärzte den Besuch einer Regelschule für unmöglich gehalten. Nun sitzt der Zweitklässler konzentriert am Platz und erledigt seine Aufgaben. Möglich war der unerwartet grosse Fortschritt nur dank dem Zusammenwirken von Paola mit der Stützlehrerin und der Audiopädagogin. Die Stützlehrerin ist während 18 Stunden zugegen und erarbeitet den Schulstoff mit den zwei hörbehinderten Kindern jeweils im Voraus. So kennen Alexandra und Alessandro die Elemente der Uhrzeit schon, wenn Paola das Thema in der Klasse einführt, und können dem Unterricht gut folgen. Die Audiopädagogin arbeitet ihrerseits während sieben Wochenstunden gezielt an der Behinderung.***

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