Mittwoch, 3. November 2010

Das Auge hört mit - und lernt dazu

18. September 2001, Neue Zürcher Zeitung

Das Auge hört mit - und lernt dazu

Besuch in der kantonalen Gehörlosenschule Zürich


65 Kinder und Jugendliche werden an der Kantonalen Gehörlosenschule in Wollishofen unterrichtet. Das Angebot, vor 175 Jahren lanciert und 1908 verstaatlicht, wird laufend angepasst, zumal heute immer weniger Hörbehinderte auf durchgehende Sonderschulung angewiesen sind. Ein Besuch in der Gehörlosenschule bietet Einblick in Lernsituationen, die das visuelle Wahrnehmungsvermögen aller Beteiligten fordern.
urs. Die lebendigen dunklen Augen des Mädchens richten sich auf die Armbanduhr der Banknachbarin, der Zeigfinger wandert zum Zifferblatt: Es wäre wohl Zeit für die Unterrichtspause. Doch der Besuch von der Zeitung will zuerst noch einiges wissen. 10 Jahre alt sei sie, zeigt die Drittklässlerin an und buchstabiert dann ihren Namen mit Hilfe des Fingeralphabets: Agonesa. Gleichzeitig spricht sie die Lautfolge mit grosser Bemühung um Deutlichkeit aus: Wenn sie mit Hörenden kommunizieren, wenden die Schüler die im Unterricht vermittelte Mischung aus Laut- und Gebärdensprache an (s. Kasten). Dass sie selber ihre eigenen Worte wenigstens ansatzweise vernehmen kann, verdankt Agonesa der modernen Technik; das Cochlear-Implantat, eine unter die Haut gepflanzte elektronische Hörhilfe, leitet die Signale direkt zum Hörnerv. Die Worte ihres sprechenden Gegenübers zu verstehen, ist für Agonesa dennoch nicht einfach, zumal viele Buchstaben des deutschen Alphabets nicht von den Lippen ablesbar sind; es wird noch viel Übung brauchen, bis sie darin eine Meisterin ist.
Mehr Info siehe unter:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen