Dienstag, 19. Februar 2013

Uliana besucht Klinikum und kann vielleicht bald wieder hören






Von Sabrina Mehler
FULDA Uliana ist glücklich. Wie ein kleiner Wirbelwind stürmt sie durch die Krankenhausflure. Das dreieinhalb Jahre alte Mädchen aus der Ukraine kam taub zur Welt. Professor Dr. Robert Behr ist aber zuversichtlich, dass Uliana bald hören kann. Im Mai vergangenen Jahres hatte er sie mit einem neuen operativen Verfahren behandelt.


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Mit ihren Eltern Julia und Alexander war die kleine Ukrainerin Uliana in dieser Woche zum ersten Mal seit der Operation vor neun Monaten zur Nachuntersuchung im Klinikum Fulda. „Es sieht so aus, als sei ihr Implantat stabil“, sagt Robert Behr optimistisch. „Uliana hat sehr gute Chancen, hören zu können.“

Die Dreijährige leidet an einer fehlenden Innenohrentwicklung, war bisher „ein auditiv isolierter Mensch“, wie Behr erklärt. Behr ist Direktor der Klinik für Neurochirurgie und hat dem Mädchen ein Implantat eingesetzt, das elektronische Impulse an den Hör nervenkern im Hirnstamm leitet. Mittlerweile hat Behr 20 Kinder mit diesem neuen Verfahren operiert, Uliana war das erste Kind in Deutschland.

Was das quicklebendige Mädchen nun seit kurzem erlebt, ist ein rein elektronisches Hören, weil keine natürliche Verbindung vom Ohr zum Gehirn besteht. „Dabei haben wir gar keine Ahnung, was Ulianas Bewusstsein nun aus Geräuschen macht“, erklärt Behr. „Vielleicht nimmt sie einen hohen Ton als rote Farbe wahr.“

Dass das Implantat und ein zugehöriges Gerät, das Uliana hinter ihrem Ohr trägt, funktioniert, ist aber offensichtlich. „Sie begleitet jetzt alles, was sie tut, mit Geräuschen“, berichtet ihre Mutter Julia freudestrahlend. Offenbar kann Uliana Muster erkennen und versucht, verschiedene Laute nachzubilden. Das Gerät ist das erste, nach dem sie greift, wenn sie wach wird. Die Eltern dürfen es ihr erst nach dem Einschlafen abnehmen.

Mittlerweile besucht die Dreijährige in ihrer ukrainischen Heimat einen Förderkindergarten. Dort wird sie intensiv logopädisch betreut. Neuerdings trommelt sie und tanzt – „und verlangt von allen anderen, dass sie mittanzen“, berichtet Julia lachend. „Offenbar hat Uliana ein Rhythmusgefühl entwickelt.“ Jeden Tag beobachten die Eltern kleine Schritte, „jeder Tag wird interessanter“, sagt Alexander.

Dabei kann sich die Kleine auch jetzt schon gut mitteilen, Uliana hat ihre eigene Gebärdensprache entwickelt. „Oft vergesse ich, dass sie taub ist“, sagt Julia. Vermutlich wird sie nie so gut hören und sprechen wie jemand mit Cochlea-Implantat, das bei Menschen mit geringerer Hörschädigung verwendet wird, erklärt Behr. „In fünf Jahren wissen wir mehr, die Sonde im Hirnstamm liegt aber genau dort, wo sie soll.“

Ulianas Eltern sind Behr dankbar: „Er hat goldene Hände, einen hellen Kopf und ein gutes Herz“, sagt Vater Alexander überglücklich und ergänzt: „Wir haben große Hoffnung, dass Uliana nun ein glückliches Leben führen kann.“

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