Dienstag, 30. Oktober 2012

Erstmals Hörimplantat am Hirnstamm eingesetzt

30.10.2012 - 12:32




An der MedUni Wien ist erstmals ein Hörimplantat am Hirnstamm eingesetzt worden. Die Operation an dem 23-jährigen Patienten wurde interdisziplinär von Engelbert Knosp, Leiter der Universitätsklinik für Neurochirurgie, und Wolfgang Gstöttner, Leiter der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, durchgeführt, berichtete das AKH am Dienstag.

Völlig taube Menschen können mit Cochlea-Implantaten versorgt werden, solange der Hörnerv funktioniert und die Taubheit durch Funktionsverlust des Innenohres bedingt ist. Nun war es erstmals notwendig, bei einem Patienten, bei dem auch der Hörnerv durch einen Tumor beidseits zerstört war, ein Implantat an den Hörnervenkern zu verpflanzen.

Die stimulierende Elektrode wird dabei an die Oberfläche des Hirnstammes, direkt an den Hörnervenkern platziert. Intraoperativ wird dabei ein Stimulationstest durchgeführt, um die Lokalisation der Hirnstammelektrode zu optimieren. Die Operation verlief komplikationslos, der 23-Jährige konnte nach einer Woche bereits die Klinik verlassen.

Das Hirnstammimplantat kann einige Wochen nach dem operativen Eingriff erstmals aktiviert werden. Da dabei eine elektrische Stimulation direkt am Hirnstamm durchgeführt wird, wurde diese sogenannte Erstanpassung auf einer Intensivstation nun in Anwesenheit eines Anästhesisten vorgenommen.



Montag, 29. Oktober 2012

Implantat erhöht Hörfähigkeit

Homburg. Ob sie ein bisschen nervös ist? Die elfjährige Selin Özdemir aus Waldmohr nickt - und das so selbstbewusst, dass man ihr die Nervosität eigentlich gar nicht abnehmen will. Es ist kurz vor 10.30 Uhr, der Hörsaal der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde ist bis über den letzten Platz hinaus gefüllt (Veröffentlicht am 29.10.2012)





Beim ersten Hörtag am Uniklinikum war die taub geborene Selin Özdemir, die seit ihrem 18. Lebensmonat ein Cochlea-Implantat trägt, da, wo sie hingehört: mitten unter den Menschen.
Foto: Thorsten Wolf


Homburg. Ob sie ein bisschen nervös ist? Die elfjährige Selin Özdemir aus Waldmohr nickt - und das so selbstbewusst, dass man ihr die Nervosität eigentlich gar nicht abnehmen will. Es ist kurz vor 10.30 Uhr, der Hörsaal der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde ist bis über den letzten Platz hinaus gefüllt. Der erste Hörtag am Universitätsklinikum in Homburg ist schon zu Beginn ein Publikumserfolg. Und Selin soll den Eisbrecher geben. Taub geboren, trägt sie seit ihrem 18. Lebensmonat ein Hörimplantat, "CI" nennt Selin das Gerät wie ein echter Profi. "CI" steht dabei für Cochlea-Implantat. Und das wiederum steht für eine Hörprothese, die dann zum Einsatz kommen kann, wenn die Hörschnecke (Cochlea) ohne Funktion, der eigentliche Hörnerv aber noch aktiv und nutzbar ist - so wie bei Selin. Sie ist an diesem Morgen der Beweis für die Einschätzung von Professor Bernhard Schick, Direktor der HNO-Klinik, dass mittels solcher Implantate die Hörfähigkeit wieder durchschnittlich bis zu 80 Prozent erreicht werden könne. Und diese durchweg positive Information will Selin Özdemir, Schülerin der fünften Klasse des Homburger Mannlich-Gymnasiums, gleich zu Beginn des Tages denen mit auf den Weg geben, denen ein solches Implantat auch helfen könnte: Menschen, bei denen der Einsatz konventioneller Hörgeräte keinen Erfolg mehr zeigt.
An der Seite von Moderator Werner Buchberger stellt sie sich vor den Gästen des Hörtages einem kleinen Interview. Chirurgin will sie später einmal werden, erzählt sie. Aber auch der Beruf der Hörfunkjournalistin hat es ihr angetan.

Selin Özdemir steht an diesem Morgen bildhaft für das, was Schick im Gespräch mit unserer Zeitung mit einem Zitat Emanuel Kants so in Worte kleidet: "Das Nicht-Sehen trennt uns von den Dingen, das Nicht-Hören von den Menschen." Selin Özdemir ist unter den Menschen, mittendrin.

Der nötige Eingriff und die Implantation des CI's ist aber nur ein Teil des Weges. Professor Schick: "Der Patient muss danach das Hören erstmalig oder erneut lernen, er muss in eine Rehabilitationsphase. Wenn er das geschafft hat, kontrollieren wir in der Regel ein Mal im Jahr das Implantat."

Auch Selin musste ihr Hören erst erlernen - an der Seite von Heike Rothe, Diplom-Pädagogin an der HNO-Klinik. "Nach der ersten Anpassung des Sprachprozessors des Cochlea-Implantats werden die Menschen von uns betreut. Bei Kindern bedeutet das, dass sie über mehrere Jahre hinweg das Hören und damit das Sprechen lernen. Erwachsene hingegen erlernen das Hören 'wieder'." Gefragt, warum man nicht generell solche Implantate konventionellen Hörgeräten im Einsatz vorziehen würde, ist Rothes Antwort klar: "In der Behandlung von Hörschädigungen bevorzugt man die Förderung des natürlichen Hörens."

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Fortschritt: Wie taube Menschen mit einer Innenohrprothese hören lernen




Gehörlose Menschen hörend machen: früher undenkbar - inzwischen aber Realität! Forscher haben eine Innenohrprothese entwickelt, das sogenannte Cochlea-Implantat. In Regensburg hat sich ein Ärzteteam genau darauf spezialisiert.

Am Uniklinikum Regensburg werden jährlich 60 Patienten mit einem Cochlea-Implantat ausgestattet. Vor allem Kinder, die gehörlos geboren werden. Schon in den ersten Wochen kann man heutzutage feststellen, ob ein Baby hören kann oder nicht. 

Wie so eine Untersuchung aussieht, sehen Sie heute Abend ab 18 Uhr im TVA Journal! Und natürlich auch, wie es weitergeht. Im Alter von zehn Monaten werden betroffenen Babies in der Regel operiert. In einer dreistündigen Operation werden ihnen die Implantate eingesetzt. 

Im Institut für Hörgeschädigte in Straubing erfolgt dann die Reha. Das heißt, Kinder werden langsam an das Hören gewöhnt und lernen dort sprechen. Außer durch ihre Prothese unterscheiden sie sich später nicht mehr von ihren Altersgenossen. Experten gehen davon aus, dass es in Zukunft dank des medizinischen Fortschritts kaum noch gehörlose Menschen in Deutschland geben wird. 

INFO: kein Sendung mehr, alte Artikel!

Sonntag, 21. Oktober 2012

Die Freude am Hören

Hans Neuhold, er lebte früher im Bezirk Weiz, ertaubte in jungen Jahren. Wie er damit fertig wurde und wieder hören lernte.




Sie waren früher normal hörend. Wie erlebten Sie den Verlust ihres Gehörs?

HANS NEUHOLD: Ich war 25 Jahre alt, als mich meine Frau aufmerksam machte, dass ich schwerhörig sei. Ich bekam beidseitig Hörgeräte. Aber das Gehör verschlechterte sich immer mehr.

Was bedeutete die Schwerhörigkeit für Sie?

NEUHOLD: Die zunehmende Schwerhörigkeit wurde zum Albtraum. Ich musste eine Arbeit suchen, wo ich wenig auf Kommunikation angewiesen war. Ich erlebte mich als Belastung für die anderen. Aus der Not heraus versuchte ich einen Ausbruch aus mir selbst. Ich begann, Kontakte zu Schwerhörigen zu knüpfen, die mich verstanden, mir keine Ratschläge gaben, nur da waren. Ich begann, meine Schwerhörigkeit anzunehmen als Teil, aber nicht als Wesensteil von mir. Die Schwerhörigkeit wurde das, was sie ist: ein Rucksack, den man tragen muss, mit dem man aber die schönsten Wanderungen unternehmen kann.

Wann hörten Sie von der Möglichkeit eines Implantats?

NEUHOLD: Mein Ausbruch aus dem Leidensweg führte mich zu Menschen, die mit einem CI - einem Cochlea Implantat - lebten. Ich hatte Hoffnung, eines Tages nicht taub sein zu müssen. Ende 2000 verlor ich mein Restgehör. Fünf Monate später wurde mir ein Implantat in Salzburg operiert. Ich hatte keine Angst, war voller Hoffnung. Zwei Jahre später ließ ich mein zweites Ohr implantieren. Das räumliche Hören verbesserte sich. Heute fühle ich mich unter Menschen wieder wohl.

NEUHOLD: Wie ging es Ihnen, als ihr künstliches Gehör das erste Mal "eingeschaltet" wurde?

NEUHOLD: Zuerst gab es viele Töne und Geräusche, die ich nicht alle verstehen konnte. Aber ich war glücklich, so viel zu hören. Ich musste mein Hörzentrum trainieren. Langsam lernte ich, Töne zuzuordnen und zu unterscheiden. Mit der Zeit wurden die Eindrücke bekannter und ich konnte an früher Gehörtes anknüpfen. Jeder Tag war eine Überraschung. Wie ein Kind erlebte ich die Welt des Hörens, die ich vielfach vergessen hatte. Nach einem Jahr konnte ich telefonieren, eine Sensation für mich. Ich weiß heute: Hören und Verstehen bedarf aktiven Zutuns. Meine Sprachprozessoren sind bunt, sie sind eine Werbung für etwas Gutes.

Wie geht es Ihnen heute?

NEUHOLD: Ich kann Veranstaltungen besuchen, telefonieren und bin meist unabhängig von fremder Hilfe. Leider kann nicht jeder diese Erfolge erzielen. Veranlagungen, sprachliche Voraussetzungen und Trainingsmöglichkeiten spielen eine Rolle. Nicht jeder kann ein Muskelprotz werden, aber Training hält fit.

Wie sind die Erfolge von gehörlos Geborenen mit einem CI?

NEUHOLD: Ich habe erlebt, dass gehörlose Kinder, die früh mit CIs versorgt wurden, eine normale Sprache entwickeln. Das Hörzentrum ist auf Input angewiesen, je mehr da ist, desto besser. Sie haben gute Chancen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. KARIN SCHERF-KACHELMAIER

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Cochlea-Implantat wenn Technik Taube hören lässt

Kinder bewahrt es vor einem Leben in Stille. Menschen, denen kein Hörgerät mehr hilft, können wieder dem Singen der Vögel lauschen. Heute tragen etwa 30.000 Deutsche ein Cochlea-Implantat.


Julius kann hören – obwohl er taub ist. Möglich machen das die zwei Innenohr-Implantate, die ihm Prof. Joachim Müller vor acht Jahren eingesetzt hat.


Seit der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein sich ein Cochlea-Implantat (CI) einsetzen ließ, ist das Gerät auch vielen Menschen bekannt, die selbst nicht schwerhörig sind. Doch ist die Technologie nicht neu: Die Hörprothesen werden in Deutschland bereits seit den 1980er-Jahren eingesetzt. Seither hat sich die Technik aber rasant weiterentwickelt.

Heute tragen hierzulande etwa 30.000 Menschen ein Cochlea-Implantat. In Frage kommt es dabei für Menschen mit einer Taubheit oder starken Schwerhörigkeit, die ihre Ursache im Innenohr hat. Meist sind die Haarzellen, die akustische in elektrische Signale umwandeln, geschädigt.

Der Grund dafür kann eine angeborene Fehlbildung sein, aber auch eine Infektion. Manchmal entwickeln sich die Probleme auch mit fortschreitendem Alter. Voraussetzung dafür, dass ein CI einem Patienten nützen kann, ist ein intakter Hörnerv. Bei Erwachsenen, die taub wurden, bevor sie sprechen lernen konnten, raten Experten allerdings meist von einem Implantat ab. Für ihr Gehirn wäre es eine Überforderung, sich auf die völlig neuen Hörempfindungen einzustellen.
Doch selbst für Menschen, die nur auf einem Ohr taub sind, kann das CI nützlich sein. Etwa im Fall einer Schauspielerin, die Prof. Joachim Müller, CI-Spezialist am Klinikum Großhadern, erfolgreich operierte. Für sie war es auf der Bühne wichtig zu hören, aus welcher Richtung die Töne kommen. Das CI machte dies wieder möglich.

Bereits vier Monate alten Kindern kann ein CI eingesetzt werden

Damit die Therapie optimal verläuft, ist allerdings nicht nur die Erfahrung des HNOChirurgen wichtig. Ein ganzes Team ist daran beteiligt. Entscheidend ist zunächst, dass die Hörstörung früh erkannt wird. Beim sogenannten Neugeborenen- Hörscreening werden heute Babys bereits wenige Tage nach der Geburt getestet, um – wenn nötig – rasch die richtige Therapie zu erhalten. „Wir operieren bereits Kinder von vier Monaten, wenn die Diagnose gesichert ist“, sagt Müller. So kann die Sprachentwicklung früh, in biologisch wichtigen Zeitfenstern, beginnen. 

Zum CI-Team in Großhadern gehören neben den spezialisierten Ohrchirurgen Prof. Müller, Dr. John Martin Hempel, PD Dr. Eike Krause die Pädaudiologin PD Dr. Maria Schuster sowie Physiker, Techniker, Sprachheilpädagogen, Logopädinnen, Kinderärzte, Audiologen und Pädagogen. Denn vor dem Einsetzen müssen die Diagnostik, vor allem die Hörtests zeigen, ob das Implantat dem Patienten helfen kann. Ist ein Restgehör vorhanden, kann dieses erhalten werden. Der Patient hört dann nach der OP zum Beispiel die tiefen Töne mit seinem natürlichen Gehör, die hohen über das CI. Der Magnetresonanz- oder Computertomograph liefert zudem Aufnahmen des Innenohrs. Diese helfen unter anderem, den Eingriff genau zu planen.

Julius vor fünf Jahren: Prof. Joachim Müller erklärt dem Kleinen, wie das neue Implantat funktioniert.

Ist das CI eingeheilt, muss der Prozessor mit Hilfe des Audiologen eingestellt werden. Dann beginnt die Sprachtherapie. Früher implantierte man meist nur in ein Ohr ein CI. Heute erhalten viele Patienten in beiden Ohren ein Implantat – eine Methode, die Müller bereits 1996 initiierte. Er gilt weltweit als Pionier der bilateralen CIVersorgung. Erst die Versorgung beider Ohren ermöglicht zum Beispiel ein räumliches Hören und Richtungshören. Der Eingriff selbst dauert pro Ohr etwa zwei Stunden. Über einen Schnitt hinter dem Ohr gelangt der Chirurg zum Schädelknochen. In ihn fräst er eine Vertiefung, in der das Gehäuse sicher liegt. Dann ist Fingerspitzengefühl gefragt: Unter dem Mikroskop wird der Weg durch das Felsenbein bis zum Innenohr gefräst, natürlich ganz vorsichtig. Denn hier liegen empfindliche Bereiche dicht beieinander: das Gleichgewichtsorgan, der Gesichts- und Geschmacksnerv sowie die Gehörknöchelchen. „Man braucht Liebe zur Präzision und eine genaue Kenntnis der Anatomie“, sagt Müller. Ist die Gehörschnecke geöffnet, schiebt der Chirurg den Elektrodenträger langsam in die Gehörschnecke und bringt die Elektrode so in Kontakt mit dem Hörnerv. Dann kommt die Prüfung: Dabei hilft der Stapedius-Reflex. Kommt ein lauter Ton am Hörnerv an, zuckt der Stapedius- Muskel im Mittelohr. Genauere Tests sind mit einem speziellen Telemetrie- Gerät möglich: So lässt sich erkennen, ob und wie gut der Hörnerv auf die Signale aus dem CI reagiert.

Patienten müssen das Hören mit dem Implantat lernen

Nach vier bis sechs Wochen ist das Gerät eingeheilt und wird in Betrieb genommen. Dazu erhält der Träger ein zweites Gerät, das hinter dem Ohr sitzt. Es besteht aus einem Mikrofon, einem Prozessor, der die Schallwellen in elektrische Impulse umwandelt, sowie einer Spule. Diese haftet über einen Magneten über einer zweiten Spule im Schädel. Per Induktion werden die Signale durch die Haut an die eingesetzte Spule übertragen. Von hier gelangen sie über die Elektroden zum Hörnerv – und so schließlich ins Gehirn.

Doch damit ist die Therapie nicht zu Ende: Das Hören mit dem CI erfordert Übung, fast wie bei einer fremden Sprache. Auch Menschen, die früher ein gesundes Gehör hatten, müssen das Hören neu lernen. Denn die elektrischen Signale, die das Gerät an den Hörnerv weitergibt, sind sehr verschieden von denen beim natürlichen Hören. Doch das Gehirn ist flexibel. In einer Audio- und Sprachtherapie lernen die Betroffenen, sich auf die neuen Reize einzustellen und sie zu verstehen. Mit ein wenig Übung klappt das meist gut. Mit neuen CI-Geräten können Patienten sogar telefonieren und Musik hören. Kinder werden im Rahmen einer strukturierten Hör- Sprach-Rehabilitation gefördert und auf ihrem Weg in die Welt des Hörens über Jahre begleitet.

Sonja Gibis









Donnerstag, 11. Oktober 2012

Widex Hörgeräte TV-Spot 2011

Das Ende der Stille

Cochlear Implantat


Mehr Text siehe unter Quellen: www.focus.de


















Fiona Bollag kam gehörlos zur Welt. Ein Implantat öffnete ihr die Welt der Geräusche...
Cochlea-Implantat: Stille auf Knopfdruck



Als Fiona Bollag zur Welt kam, hörte sie nichts. Als Kind musste sie jedes Wort von den Lippen ablesen, hatte keine Ahnung, was ein Ton ist. Ein Geräusch. Ein Krach. Und heute? Heute hört Fiona. Sie hört Stimmen, Vögel, sie hört das Leben. Sie hört dank zweier Implantate, die Ärzte ihr eingesetzt haben. In ihrem Buch „Das Mädchen, das aus der Stille kam“(*) erzählt sie über ihre Freude am Hören, die Kunst, hören zu lernen und das Glück, endlich zuhören zu können....



Es gibt bestimmt schönere Plätze in Zürich als den verkehrsreichen Paradeplatz in der Innenstadt, aber Fiona Bollag mag ihn. „Das ist wirklich sagenhaft“, flüstert die 23-Jährige, und meint damit das hupende Taxi, die Tram, die quietschende Tür des Café Sprüngli, den knatternden Presslufthammer. Sie genießt die Geräuschkulisse, sie lauscht, sie hört sich alles ganz genau an. „Jeder dieser Töne ist ein kleines Wunder“, sagt Fiona. „sie zaubern ein grandioses Abenteuer in meinem Kopf. Denn ich höre. Und hören ist wunderbar.“ Die Jahre der Stille sind vorbei.

Als Fiona auf die Welt kam, wunderten sich ihre Eltern, dass sie nicht erschrak, wenn eine Tür ins Schloss fiel. Dass sie nicht mal blinzelte, wenn jemand klatschte. Dann kaufte sich ihr Vater, der schon einen Verdacht hatte, in einem Trödelladen eine alte Trompete und blies ihr damit in die Ohren. Keine Reaktion. „Sie ist taub“, sagte er, „unser Mädchen hört nichts.“ Wenige Tage darauf bestätigte der Kinderarzt der Familie: „Ja, die feinen Härchen in der Gehörschnecke, die den Schall an die Nerven weitergeben, sind bei Fiona verkümmert. Sie hört nichts, sie wird nie etwas hören.“ Eine Folge der Frühgeburt, denn Fiona kam bereits in der 27. Schwangerschaftswoche zur Welt.... (fortsetzung folgt)