Montag, 25. März 2013

Hörgerät unter der Haut


Faszinierende Cochlea-Implantate: So können fast Taube wieder hören


Ohne gutes Gehör können Kinder nicht richtig sprechen lernen

Quellen: www.focus.de

Gehörlosen Kindern eröffnet ein Cochlea-Implantat die Welt der Geräusche und ermöglicht ihnen eine normale Sprachentwicklung. Die implantierte Hörhilfe funktioniert aber auch bei schwerhörigen Senioren.
Gehörlosigkeit kann angeboren oder auf Infektionen, Verletzungen, Diabetes oder Durchblutungsstörungen zurückzuführen sein. Immer häufiger setzen Ärzte bei der Therapie nicht auf ein Hörgerät, sondern auf ein Cochlea-Implantat, kurz CI. Das Gerät wandelt Schall in elektrische Impulse und leitet sie über eine Elektrode direkt an den Hörnerv weiter. Rund 2000 Implantationen werden in Deutschland jährlich durchgeführt. Die Fallzahlen steigen, denn ein implantiertes Hörgerät kann älteren Menschen ebenso helfen wie Kleinkindern.

Seit Januar 2009 sind Hörtests bei Neugeborenen Teil der Pflichtuntersuchungen jeder Geburtsklinik in der Bundesrepublik. Dabei werden dem Säugling Töne vorgespielt und ein Art Echo des Innenohrs gemessen – schnell und schmerzfrei. Bei etwa jedem zehnten Baby (bundesweit circa 70 000 jährlich) sind die Werte auffällig und Nachuntersuchungen bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt nötig. Dort ermitteln Tests beispielsweise die Reaktion des Gehirns auf akustische Reize und stellen so fest, ob womöglich nur Fruchtwasserreste den Gehörgang blockiert haben oder tatsächlich eine Störung vorliegt.

Mindestens zwei von tausend Neugeboren hören nicht
Schäden des kindlichen Hörapparats sollen auf diese Weise früh entdeckt und behandelt werden, um eine weitgehend normale Hör- und Sprachentwicklung zu ermöglichen. Schätzungen zufolge kommen von 1000 Neugeborenen zwei bis drei mit einer gravierenden Schwerhörigkeit zur Welt. Diese wurde bisher meist erst im Alter von viereinhalb Jahren diagnostiziert. „Viel zu spät“, wie Manfred Gross, Leiter des Hörzentrums der Berliner Universitätsklinik Charité, anmerkt. „Das sensible Zeitfenster für eine Entwicklung des Hörzentrums im Gehirn liegt in den ersten sechs Lebensmonaten.“

Wenn in dieser Zeit die für das Hören zuständigen Nervenzellen nicht mit Schall stimuliert werden, fällt den Kindern das Sprechenlernen und das Unterscheiden von Geräuschen später umso schwerer. Und im Alter von drei bis vier Jahren schließt sich das Fenster für den Erwerb der sprachlichen Grundlagen endgültig. „Kinder, die zu spät mit Hörhilfen versorgt werden, können verschiedene Laute nicht so gut differenzieren, vor allem haben sie ein deutlich reduziertes Kurzzeitgedächtnis für Worte“, sagt Gross.

Mittwoch, 20. März 2013

Hörhilfen tragen zu besserer Lebensqualität bei




Hörhilfen bewirken bei Personen mit Hörproblemen eine höhere Lebensqualität. Dies beweist eine nationale Studie den Zusammenhang zwischen dem Tragen eines Hörgeräts und dem Wohlbefinden des Trägers: 73 Prozent aller Testpersonen stellten eine Verbesserung ihrer Kommunikationsfähigkeit fest.

(mgt)

Hörgeräte verbessern die Kommunikationsfähigkeit (Foto: www.amplifon.ch)

Die Lebensqualität von Personen mit einer Hörschwäche verändert sich durch den Einsatz eines Hörgeräts positiv. Diese Erfahrung machen Fachleute täglich – nun konnte sie in einer nationalen Hörstudie wissenschaftlich bewiesen werden. An der bisher grössten Untersuchung ihrer Art in der Schweiz, unterstützt von den beiden Hörakustikspezialisten Amplifon und Phonak, nahmen 1'137 Personen mit einer Hörbeeinträchtigung teil. Alle trugen während vier Wochen Hörgeräte der neusten Generation und wurden danach zu ihren Erfahrungen in Alltagssituationen befragt. Schon nach dieser kurzen Tragezeit fand die Hälfte der Probanden, ihre Lebensqualität habe sich spürbar verbessert.

Drei Viertel kommunizieren besser
Die Mehrheit der Studienteilnehmer hat beidseitig Hörschwierigkeiten, rund ein Viertel leidet zudem an einem permanenten Tinnitus. Bereits nach einem Monat mit Hörgeräten berichtete ein Grossteil der Probanden über besseres Hören in unterschiedlichen Lebenslagen:

- 73 Prozent stellten eine Verbesserung ihrer Kommunikationsfähigkeit fest und mussten in Gesprächen weniger nachfragen.
- 60 Prozent können Fernseh- und Radiosendungen besser folgen.
-Mehr als die Hälfte gab an, Gruppenaktivitäten mit Freunden (56 Prozent), öffentliche Veranstaltungen (55 Prozent) sowie Restaurantbesuche (52 Prozent) mehr zu geniessen.

Studie unterstreicht: Hörverlust frühzeitig abklären lassen
Vor allem Studienteilnehmer, die ihren Hörverlust selber als leicht eingestuft hatten, waren positiv überrascht von der Veränderung. „Dies ist die Bestätigung dafür, dass es sich bereits beim ersten Verdacht auf eine Hörschwäche lohnt, sich von einem professionellen Hörakustiker beraten zu lassen“, stellt Christian Rutishauser, Geschäftsführer von Amplifon Schweiz, fest. Zudem zeigen die Studienresultate, dass Personen, welche die Hörgeräte acht und mehr Stunden am Tag tragen, zufriedener sind. Die modernen Kleinsthörgeräte können ohne Weiteres den ganzen Tag getragen werden und sind praktisch unsichtbar.

Beratungsqualität positiv bewertet
Die Geräte für alle Studienteilnehmer wurden vom Hörgerätehersteller Phonak zur Verfügung gestellt. Die Hörberatungsfirma Amplifon führte in ihrem schweizweiten Netz von Fachgeschäften die vorgängig notwendigen Hörtests professionell durch und betreute die Studienteilnehmer im Umgang mit den Hörgeräten. Für die Auswertung der Studiendaten war das renommierte Marktforschungsinstitut Anovum verantwortlich.

Die Beratungsleistung der Hörgeräteakustiker wurde ebenfalls bewertet und erhielt beste Noten: 97 Prozent der 1'137 Testpersonen waren mit Amplifon zufrieden. Wie wichtig eine professionelle Hörberatung ist, zeigt auch das folgende Studienresultat: 69 Prozent aller Testpersonen gaben vor dem ersten Hörtest an, ihr Hörverlust sei nicht schwerwiegend genug für ein Hörgerät. Dabei zeigte die Studie deutlich, dass bereits nach kurzer Tragezeit von Hörgeräten bei der Mehrheit dieser Probanden ein positiver Effekt messbar war.
 
Die vollständigen Studienresultate sind auf www.amplifon.ch erhältlich.

Freitag, 15. März 2013

Vortragsnachmittag Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen


Hör-Implant-Centrum in Münster-Hiltrup begeht 2-jähriges Bestehen


Vortragsnachmittag Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen



(NL/7465215845) Vor knapp zwei Jahren öffnete es erstmals seine Türen das Hör-Implant-Centrum in der Westfalenstrasse 156a in Münster-Hiltrup. Seitdem hat sich das moderne und in dieser Form einzigartige Zentrum über die Region hinaus etabliert. Es ist heute Anlaufstelle für viele hochgradig hörgeschädigte bis taube Menschen, die mit implantierbaren Hörlösungen leben oder leben möchten. Und es ist ein bewährter Kooperationspartner der weltweit führenden HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), mit der es auf Basis eines neuartigen telemedizinischen Verfahrens zusammenarbeitet. Sein 2-jähriges Bestehen feiert das Hör-Implant-Centrum am Mittwoch, dem 3. April, mit einem hochkarätig besetzten Vortragsnachmittag zum Thema Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.



Cochlea-Implantate (CI) ermöglichen gehörlos geborenen Kindern sowie hochgradig hörgeschädigten Kindern und Erwachsenen ein Leben in der Welt des Hörens. Wo Hörgeräte nicht mehr helfen können, kann diese Lösung ein grosses Plus an Kommunikationsfähigkeit und Lebensqualität eröffnen. Für zahlreiche Menschen der Region, die mit einem solchen CI oder auch mit anderen implantierbaren Hörlösungen leben, ist das vor zwei Jahren eröffnete Hör-Implant-Centrum mittlerweile eine wichtige Anlaufstelle. Ihnen allen steht das Zentrum als kompetenter und absolut service-orientierter Begleiter zur Seite.

Zu den Angeboten des Hör-Implant-Centrums gehört insbesondere die wohnortnahe Anpassung der CI-Sprachprozessoren. Diese erfolgt auf Basis des Remote-Fitting-Verfahrens also via Fernanpassung in enger Kooperation mit der international renommierten HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH); ein Pilotprojekt, das nach zwei Jahren Laufzeit vielfältige und überaus positive Resonanz erfährt.

Professor Andreas Büchner: Hör-Implant-Centrum ist Meilenstein bei dezentraler CI-Nachsorge

Neben zahlreichen hörgeschädigten Menschen, die die Angebote des Zentrums regelmässig nutzen, zeigen sich auch die Kooperationspartner in Hannover überaus zufrieden:

Die Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Hörzentrum der Medizinischen Hochschule Hannover und dem Hör-Implant-Centrum lief schon nach wenigen Wochen extrem rund, so Professor Andreas Büchner, Wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Hörzentrums Hannover an der HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Technisch ist die Ausstattung in Münster auf höchstem Niveau und das Personal ist sehr kompetent. Diese Kompetenz zeigt sich insbesondere im Überschneidungsbereich zwischen den Indikationsgrenzen Hörgerät und CI. So führt oftmals die Kombinationslösung Cochlea-Implantat auf der einen und Hörgerät auf der Gegenseite zu hervorragenden Ergebnissen, vorausgesetzt, die Systeme werden optimal aufeinander abgestimmt. Dies ist im Hör-Implant-Centrum sicher gewährleistet.

Weiterhin erklärt Professor Büchner: Durch die guten Resultate mit dem CI werden auch mehr potentielle Kandidaten animiert, eine entsprechende Implantation zumindest auf der schlechter hörenden Seite vornehmen zu lassen, insbesondere wenn die Nachsorge des Systems weiterhin, wie schon von den Hörgeräten gewohnt, im Hör-Implant-Centrum Münster weiterlaufen kann. Viele dieser Kandidaten quälten sich früher jahrelang mit Hörgeräten, ohne dass ihnen der Rat zu einer Cochlea-Implantation gegeben wurde. Durch die enge Kooperation mit dezentralen Nachsorgestellen wie dem Hör-Implant-Centrum in Münster können wir das hoffentlich ändern. Hier ist das Zentrum von Frau Vercelli sicher als Meilenstein zu sehen.

Vortragsnachmittag am 3. April: hochkarätige Referenten und Einblicke in die Arbeit des Hör-Implant-Centrums

Anlässlich seines 2-jährigen Bestehens veranstaltet das Hör-Implant-Centrum am Mittwoch, dem 3. April 2013, von 15:00 bis ca. 17:00 Uhr einen Vortragsnachmittag zum Thema Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen. Als Gastreferentin wird Frau Professor Dr. Anke Lesinski-Schiedat, Ürztliche Leiterin des Deutschen HörZentrums Hannover an der HNO-Klinik der MHH, über aktuelle Entwicklungen und Trends bei den Cochlea-Implantaten informieren.

Darüber hinaus wird ein Produkt-Experte des Herstellers Comfort Audio digitale Kommunikationssysteme präsentieren, die Hörgeräte- und CI-Trägern zusätzliche Unterstützung im Alltag bieten, so Doris Vercelli, die Leiterin des Hör-Implant-Centrums. Und wir werden unseren Gästen die bisherige Arbeit und die Leistungen unseres Zentrums vorstellen.

Im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung gibt es bei einem kleinen Imbiss Gelegenheit zum Austausch sowie zu Fragen an die Referenten. Zudem besteht die Möglichkeit, die Zusatz-Lösungen von Comfort Audio vor Ort zu testen.

Alle Interessenten sind herzlich zu unserer Veranstaltung eingeladen, so Doris Vercelli abschliessend. Aufgrund der beschränkten Platzkapazitäten empfehlen wir jedoch eine frühzeitige Voranmeldung.

Das Hör-Implant-Centrum Münster finden Sie in der Westfalenstrasse 156a, 48165 Münster, Telefon: (02501) 922 99 30, Fax: (02501) 594 20 33.

Der Vortragsnachmittag Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen findet am Mittwoch, dem 3. April, von 15:00 bis ca. 17:00 Uhr in den Räumen des Hör-Implant-Centrums statt. Gebeten wird um vorherige Anmeldung unter der o. g. Telefon- bzw. Fax-Nummer. PR-Büro Martin Schaarschmidt Martin Schaarschmidt martin.schaarschmidt@berlin.de Anemonenstrasse 47 12559 Berlin 030 65 01 77 60 Redaktioneller Hinweis:

Die Hör-Implant-Centrum Münster GmbH hat seinen Sitz in 48165 Münster-Hiltrup, Westfalenstrasse 156a. Das moderne Zentrum bietet kompetenten Service für zahlreiche, hochgradig hörgeschädigte bis taube Menschen aus der Region Münster und aus ganz Westfalen. In Kooperation mit der HNO-Klinik Hannover und auf Basis des Remote-Fitting-Verfahrens werden hier Anpassungen für Cochlea-Implantate (CI) vorgenommen. Professionelle Betreuung erhalten darüber hinaus auch Patienten mit einer so genannten Hybrid-Versorgung, die akustische und elektrische Simulationen mit einander verbindet, sowie Träger knochenverankerter Hörsysteme (BAHA), teilimplantierbarer Hörsysteme (RetroX) und aktiver Mittelohrimplantate. Weitere Informationen unter www.hoercentrum.eu PR-Büro Martin Schaarschmidt Martin Schaarschmidt Anemonenstrasse 47 12559 Berlin 030 65 01 77 60 martin.schaarschmidt@berlin.de www.martin-schaarschmidt.de PR-Gateway ID 163293

Mittwoch, 13. März 2013

Musik erleben und leben - mit Cochlea-Implantat und Hörgerät




Zeitschrift Schnecke über Musik hörende und musizierende Menschen mit Hörschädigung

(NL/1637397602) Musik ist Rhythmus und Bewegung, ist Klanggenuss, Lebensfreude, Emotion Doch für viele hörgeschädigte Menschen ist es eine besondere Herausforderung, einen Zugang zu wirklichen Musik-Erlebnissen zu finden oder gar ein Instrument zu erlernen. Wie dieser Weg gelingen kann, das zeigt die Fachzeitschrift Schnecke anhand einer Reihe von Erfahrungsberichten. Musik mit Cochlea-Implantat und Hörgerät, so lautet das Titelthema der soeben erschienenen Ausgabe der führenden deutschsprachigen Zeitschrift zum Leben mit CI und Hörgerät. Neben berührenden Einzelschicksalen veröffentlicht die aktuelle Ausgabe der Schnecke auch mehrere Fachbeiträge, die etwa die Bedeutung von Musik für das Sprachverstehen oder für die CI-Rehabilitation beleuchten.

Durch ihre Hörschädigung litt Regina Kroll (54) aus Kulmain an sozialen Belastungen und chronischen Schmerzen. Doch der Zauber der Musik, den sie als 6-jährige mit ihren ersten Hörgeräten entdeckte, ist ihr bis heute ein Halt, und selbst Gitarre zu spielen, verhilft ihr zu Anerkennung und Bestätigung. Ganz ähnlich geht es Dr. Dietmut Thilenius (82). Die frühere Internistin trägt in Folge einer Innenohrschwerhörigkeit seit 40 Jahren Hörgeräte. Sie liess sich jedoch nicht davon abhalten, Altblockflöte zu erlernen und in einem Ensemble gemeinsam mit nicht hörgeschädigten Musikanten zu spielen. Und Ricky Runge (37) aus Cottbus verlor in Folge eines Hörsturzes von einem Tag auf den anderen sein Hörvermögen und damit auch die Musik. Doch nach einer Cochlea-Implantation gelang es ihm mit hartnäckigem Üben, erneut einen Zugang zur Musik zu finden. Musikhören ist mittlerweile wieder ein Genuss, so der junge Ingenieur, der den Lesern der Schnecke Einblick in seine selbst entwickelten Trainingsmethoden gewährt.

Neben hörgeschädigten Menschen, die ihren persönlichen, oft steinigen Weg zu einem Leben mit Musik schildern, lässt die aktuelle Ausgabe der Schnecke in gewohnter Manier auch Fachleute zu Wort kommen. So stellt Professor Dr. Dirk Mürbe, Ürztlicher Leiter des Sächsischen Cochlear Implant Centrums an der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus (Dresden) den Zusammenhang von Musikhören und Sprachverstehen heraus: Bei CI-Trägern könne Musik das Sprachverständnis fördern, zudem sei ein neuer Zugang zur Musik ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität der Patienten. Und Musik-Therapeut Felix Leitner vom CIC-Süd Würzburg erläutert in seinem Beitrag, warum eine Musiktherapie eine sinnvolle Ergänzung zum multidisziplinären Angebot der CI-Rehabilitation ist.

Daneben bietet die aktuelle Schnecke auch zahlreiche Beiträge, die sich mit anderen Aspekten des Lebens mit Cochlea-Implantat und Hörgerät auseinandersetzen. So widmen sich beispielsweise mehrere Artikel der derzeit viel diskutierten Problematik der CI-Rehabilitation und der lebenslangen CI-Nachsorge. Das Grusswort der neuen Schnecke stammt von Rock-Musiker Peter Maffay, der die Schirmherrschaft für den diesjährigen bundesweiten CI-Tag am 8. Juni übernommen hat.

Donnerstag, 7. März 2013

Phonak: 40 Jahre Hörlösungen für Kinder





Mehr verstehen, besser lernen: Seit vier Jahrzehnten trägt Phonak mit kindgerechten Hörgeräten dazu bei, das Leben von Kindern mit Hörverlust zu verbessern

(PresseBox) (Fellbach, Deutschland / Stäfa, Schweiz, 05.02.2013) Kinder, die nicht gut hören können, haben Probleme, sprechen zu lernen und sich altersgerecht zu entwickeln. Seit 40 Jahren unterstützt der Hörgerätehersteller Phonak Kinder mit Hörverlust, damit sie ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Eine enge Zusammenarbeit mit Experten, betroffenen Kindern und ihren Familien haben die Entwicklung von Hörgeräten wie Phonak Nios und Naída möglich gemacht. Wissenschaftlich geprüfte Funktionen wie SoundRecover und Dynamic FM sorgen dafür, dass Kinder mit Hörverlust sogar bei Lärm und über größere Entfernungen bestmöglich hören und Sprache verstehen können. Phonak Hörgeräte für Kinder werden dabei so gestaltet, dass sie mit der Entdeckungs- und Bewegungsfreude ihrer jungen Träger spielend fertig werden: Sie sind besonders robust sowie wasser-, schweiß- und schmutzresistent.

Das Thema Hörverlust bei Kindern wird noch immer unterschätzt, obwohl die Zahlen eine eindeutige Sprache sprechen: Alleine in Deutschland kommen ein bis zwei Neugeborene mit einem Hörverlust zur Welt[1] – damit ist Hörverlust die häufigste angeborene Sinnesstörung. Generell sind etwa 500.000 Kinder von einem behandlungsbedürftigen Hörverlust betroffen[2], jedes zehnte Grundschulkind leidet daran[3].

Seit 40 Jahren setzt sich Phonak dafür ein, dass Kinder mit Hörverlust besser hören, verstehen und kommunizieren können. Eine langjährige Zusammenarbeit mit Hörgeräteakustikern, Wissenschaftlern, Lehrern, betroffenen Kindern und ihren Familien sowie ein engagiertes Team haben zu einem leistungsstarken und kindgerechten Produktportfolio geführt. Einzigartige Funktionen wie SoundRecover und Dynamic FM in Kombination mit einem robusten Gehäuse machen Phonak Hörgeräte zum perfekten Begleiter für Kinder jeden Alters.

SoundRecover – Sprache dauerhaft besser hören

Das Verstehen und Erlernen von Sprache spielt in der Entwicklung eines Kindes eine entscheidende Rolle. Wenn ein Kind jedoch nicht richtig hören kann, hat es enorme Schwierigkeiten, die Stimmen seiner Eltern zu verstehen oder sich mit anderen Kindern zu verständigen. Vor allem bei hochfrequenten Lauten wie /s/, /sch/, /t/ und /f/ reicht die Leistung normaler Hörgeräte oft nicht aus. SoundRecover bietet hier die perfekte Lösung, indem es den wahrnehmbaren Frequenzbereich erweitert, sodass das Kind das volle Klangspektrum hört. In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass SoundRecover die Spracherkennung und die Fähigkeit zu sprechen wesentlich verbessert. Dies bedeutet, dass Kinder mit SoundRecover nicht nur besser hören und verstehen, sondern auch leichter lernen und uneingeschränkt mit ihrer Umwelt kommunizieren können.

Dynamic FM – um bis zu 50 Prozent verbessertes Sprachverstehen bei Lärm

Im Kinderwagen, im Auto, mit der Familie am Frühstückstisch, im Unterricht oder auf dem Spielplatz – die Hörumgebung eines Kindes ändert sich ständig. Diese verschiedenen Situationen bedeuten für ein Kind mit Hörverlust, dass es unterschiedlich schwer ist, Sprache zu verstehen. Besonders problematisch wird es, wenn der Lärmpegel oder die Entfernung zum Sprecher zunimmt bzw. es in einem Raum stark hallt.

Für diese Situationen ist das Dynamic FM System von Phonak die perfekte Lösung. Ein drahtloses Sendermikrofon leitet die Stimme des Sprechers über einen FM-Empfänger direkt weiter an die Hörgeräte. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass Dynamic FM im Vergleich zu anderen FM Systemen das Verstehen im Störgeräusch um bis zu 50 Prozent verbessern kann. Mit Dynamic FM bekommen Kinder mit Hörminderung alles mit – selbst in den schwierigsten Hörsituationen.

„Wir bei Phonak haben uns schon immer stark dafür eingesetzt, dass Kinder ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Innovationen wie SoundRecover und Dynamic FM haben das Leben von zahlreichen Kindern mit Hörverlust positiv verändert und werden dies auch weiterhin tun”, sagt Daniela-Simone Feit, Leiterin der Abteilung Pädakustik der Phonak GmbH. „Dies ist für uns die größte Motivation, die man sich vorstellen kann, um unsere Produkte immer weiter zu verbessern.“

Drei neue Modelle, eine Vision: bestmögliches Verstehen und Sprechen für alle Kinder

Phonak Nios S H2O wurde für leichten bis starken Hörverlust entwickelt; Naída S SuperPower (SP) und UltraPower (UP) eignen sich für starken bis hochgradigen Hörverlust. Mit diesen drei Modellen ermöglicht Phonak Kindern aller Altersgruppen mit leichtem bis hochgradigem Hörverlust, Sprache bestmöglich zu verstehen und zu entwickeln.

Die kindgerechten Hörgeräte und Dynamic FM Systeme von Phonak wurden entwickelt, um der Entdeckungs- und Bewegungsfreude von Kindern gerecht zu werden. Das Ergebnis sind Produkte, die wasser-, schmutz- und schweißresistent sind und Kindern maximale Flexibilität bei bestmöglichem Hören bieten – und somit zu einer optimalen Sprachentwicklung beitragen.

[1] LMU München, 2008
[2] Forum Gutes Hören, 2009
[3] Forum Gutes Hören, 2008
Über die Phonak GmbH


Phonak, Mitglied der Sonova Gruppe, mit Hauptsitz in Stäfa, Schweiz, entwickelt, produziert und vertreibt seit mehr als 60 Jahren technologisch führende Hör- und Funksysteme. Dabei kombiniert Phonak die profunde Kenntnis in Hörtechnologie und Akustik mit einer intensiven Zusammenarbeit mit Hörakustikern, um Hörvermögen und Sprachverstehen von Menschen mit Hörminderung zu verbessern und somit ihre Lebensqualität zu erhöhen.

Phonak bietet eine vollständige Produktpalette an digitalen Hör- und ergänzenden Funklösungen. Mit weltweiter Präsenz treibt Phonak Innovationen voran und setzt neue Maßstäbe in Miniaturisierung und Leistung.

Montag, 4. März 2013

„Da liegen Welten dazwischen“


16.02.2013 Von EDELGARD BERNAUER




Fridolin Hensler (88) war in der Nachkriegszeit ab 1949 als Junglehrer an der Stühlinger Volksschule und später an der Gehörlosenschule tätig.

Wer waren während Ihrer Stühlinger Zeit Ihre Kollegiumsmitglieder?
Schulleiter war damals Gustav Häusler. Von ihm bekam ich die erste Hinführung zur heimatgeschichtlichen Forschung, die mich bis heute beschäftigt. Lehrerkollegen waren Robert Moss, Paula Hoppenberg und Erika Fischer.

Wenn Sie an Ihre Stühlinger Zeit zurückdenken, was kommt Ihnen da in den Sinn?
Mein Berufsstart in Stühlingen war geprägt durch die Not der Nachkriegsjahre. Es gab noch Lebensmittelkarten, der knappe Wohnraum wurde bewirtschaftet. Ich fand eine bescheidene, unbeheizte Unterkunft bei der Familie Konrad Gräble. Ich wurde freundlich und familiär aufgenommen. In lebhafter Erinnerung ist mir die Schülerspeisung. Eine einfache Suppe und gelegentlich ein 50 Gramm Täfelchen Schokolade waren wertvolle und beliebte Zutaten im Schulalltag. Meine erste Anschaffung war ein Fotoapparat. Aus der Zeit stammen viele meiner dokumentarischen Bilder. Über Kirchenchor, Schwarzwaldverein und Streichorchester hatte ich schnell Kontakt gefunden. Ich spielte im Streichorchester neben Wagnermeister Alfons Krügle die zweite Geige. Die Schweizer Grenze war damals eine echte Trennungslinie, die nur selten und nur mit Grenzkarte überschritten werden konnte.
Sie waren später Lehrer an der Gehörlosenschule, die zu der Zeit im Schloss Hohenlupfen untergebracht war.


Als 1951 das 125-jährige Bestehen der Schule gefeiert wurde, war ich dabei. Es wurde ein junger Lehrer gesucht. Ich wurde gefragt, aber ich verneinte. Trotzdem wurde meine Abordnung erwirkt. Nach kurzer Zeit konnte ich mich mit meiner neuen Aufgabe anfreunden.

Der Hohenlupfen befand sich ja im Besitz der Familie Fürstenberg. Interessierte sich die Familie für ihre gehörlosen Mieter?
Nein, es bestanden keine persönlichen Verbindungen. Nur anlässlich der Firmung gehörloser Schüler habe ich die fürstliche Familie im Schloss gesehen.

Unterrichtung gehörloser Schüler damals im Vergleich zu heute?
Da liegen Welten dazwischen. Infolge des Krieges und der nationalsozialistischen Behindertenfeindlichkeit wurden die Schüler sehr spät, im Alter von zwölf Jahren, schulisch betreut. Durch Taubheit verursachte Sprachlosigkeit wurde auf fehlende Intelligenz zurückgeführt. Es gab an unserer Schule kein einziges Hörgerät. Heute kann durch spezielle Förderung in frühester Kindheit auch bei starkem Hörverlust ein gutes Sprechvermögen erreicht werden.

Fragen: Edelgard Bernauer

Freitag, 1. März 2013

Wie Gehörlose und Ertaubte wieder verstehen




Das Cochleaimplantat (kurz CI) ist für Gehörlose und Ertaubte, deren Innenohr nicht funktioniert, aber deren Hörnerv intakt ist, eine Hörprothese.



Begriffsbestimmung

Der Name Cochleaimplantat bezeichnet ein Bündel aus Elektroden, das in die Hörschnecke durch eine Operation eingeführt wird. Weil es sich im Körper befindet, nennt man es ein Implantat. Im weiteren Sinne werden auch noch andere elektronische Komponenten, die unter die Kopfhaut bzw. in den Schädelknochen implantiert werden, als Teil des Cochleaimplantates betrachtet. Den Sprachprozessor und die Sendespule werden im allgemeinen Sprachgebrauch auch dem Cochleaimplantat zu gerechnet. Man bezeichnet die Summe aller Teile als Cochleaimplantat-System, um der Verwechslung der drei Bedeutungen vorzubeugen.

Hin und wieder zu lesen ist die Schreibweise Cochlearimplantat, die weniger gebräuchlich ist. Durch die Eindeutschung des englischen Begriffes "cochlear implant" und eine Anlehnung an den Firmennamen eines Cochleaimplantat-System Herstellers (Cochlear). Die Schreibweise ohne "r" wird morphologisch in der deutschen Sprache als richtiger angesehen, weil das Cochleaimplantat nicht mit einem Löffel (lateinisch cochlear) zu tun hat.

Medizinisch-technischer Komplex

In die Hörschnecke (lateinisch cochlea) werden die Elektroden des CI eingeführt, um den Schall, der zuvor von einem Mikrofon aufgenommen worden ist, mit Hilfe eines digitalen Signalprozessors als elektrische Impulse auf den Hörnerv weiterzugeben. Das CI wird auch als "Hörgerät für taube Patienten" bezeichnet.

Technische Bestandteile des Cochleaimplantat-System

Die Bestanteile eines CI-Systems sind: Mikrofon, ein digitaler Signalprozessor, eine Sendespuhle mit Magnet und einem Implantat das sich aus der Elektrode, einem Magneten und einer Empfangsspule zusammensetzt. Das Magnet und die Empfangsspule werden zusammen unter der Haut Implantiert und dienen als Schnittstelle zwischen dem Signalprozessor und dem Elektrodenset. Durch die Kopfhaut erfolgt die Signalübermittlung mittels elektromagnetischer Induktion, dadurch ist das Implantat unabhängig von einer externen Stromversorgung.

Mit Hilfe des Magnetes haftet die Sendespuhle des Prozessors auf der Kopfhaut. Bei guter Operationstechnik ist sie so platziert, dass sie auf den ersten Blick oft nicht erkennbar ist, da sie unter den Haaren leicht verborgen werden kann.

Der Signalprozessor wird häufig auch Sprachprozessor genannt, da er die Umwandlung der Sprache in geeignete Signale für die Elektroden vornimmt. Die verschiedenen Hersteller verwenden unterschiedliche Strategien für die Kodierung, die sich zum Teil stark  unterscheiden. Neben dem grossen Geschwindigkeitsunterschied können die Elektroden einiger Implantate den Hörnerv sequentiell und parallel stimulieren. Bei der sequentiellen Stimulation erfolgt dies nacheinander, bei der parallelen können zwei oder mehr Elektroden gleichzeitig stimulieren. Es hat sich gezeigt, das für die Klarheit und Verständlichkeit der Signale welche gehört werden, und für das Sprachverstehen, die Strategie der Kodierung - damit bezeichnet man das Muster bzw. die Reihenfolge, mit dem die Elektroden aktiviert werden - wesentlich ist. Eine deutlich untergeordnete Rolle spielt hier die Anzahl der Elektroden. Bei den drei grossen Herstellern zeigt sich, trotz unterschiedlichen Strategien bei der Kodierung, dass das Sprachverstehen bei allen im Mittel in etwa gleich ist. Die Sprachprozessoren sind seit einiger Zeit so klein, dass man sie direkt hinter dem Ohr, wie ein konventionelles Hörgerät, tragen kann. Viele benutzen aber noch einen Taschenprozessor, ein ca. Zigarettenschachtel grosses Gerät, das in der Tasche, am Gürtel oder auf dem Rücken (hauptsächlich bei Kindern) getragen wird. Das Mikrofon befindet sich in jedem Fall aussen am Gehörgang. Der Trend geht in Richtung immer kleineren Systemen, die die gleiche Leistung wie Taschenprozessoren haben. Sie können Dank ihrer Miniaturisierung ohne Probleme hinter dem Ohr getragen werden. Gegenstand der gegenwärtigen Entwicklung ist ein Mikrofon, das unter die Haut des Gehörganges implantiert werden kann, um so die Sprachqualität zu verbessern und technische Probleme bei der Signalübertragung per Induktion zu umgehen.

Die Implantation

Die Implantation geschieht immer unter Vollnarkose. Zunächst werden hinter dem Ohr die Haare sparsam für die Operation wegrasiert. Dann wird ein 5 bis 8 cm langer Schnitt auf der Haut hinter dem Ohr angelegt, die Haut abgelöst und nach hinten geklappt. In den nun freiliegenden Schädelknochen wird eine Vertiefung gefräst. Diese soll später die Empfangsspule des Implantats aufnehmen. Bei Kindern wird hierbei die Hirnhaut (Dura) teilweise freigelegt. Durch das Felsenbein wird nun ein Kanal gefräst, der bis ins Mittelohr reicht (Tympanotomie). Der Kanal muss so platziert werden, dass das runde Fenster, welches zum Innenohr führt, zugänglich wird. Durch diesen Kanal hindurch wird nun ein 1,5 mm grosser Bohrer eingeführt und ein Loch in die Chochlea gebohrt. Dies geschieht meist in der Nähe des runden Fensters. Durch das Loch wird das Elektrodenbündel des Implantats etwa 30 mm tief in die mit Perilymphe gefüllt Scala tympani eingeführt. Das dünne Anschlusskabel wird am Felsenbein fixiert, um ein Herausrutschen des Implantats zu verhindern.

Je nach Technik der Operation wird nun der Kanal im Felsenbein mit Knochenmaterial gefüllt oder offen gelassen. Die Empfangsspule wird darauf hin mit medizinischem Garn in die dafür vorgesehene Vertiefung verzurrt. Zum Schluss  wird noch eine Potenzialausgleichselektrode unter die Kopfhaut geschoben und zuletzt der Hautlappen zurückgeklappt und zugenäht. Die Funktion des Implantats wird noch während der Operation mit Hilfe von Spezialgeräten getestet. Vor Jahren hatte man den Erfolg der Operation durch Auslösung des Stapediusreflexes nur sehr ungenau einschätzen können. Heutzutage wird noch während der Operation die Erregung des Hörnervs mit speziellen Telemetrieeinrichtungen der Implantate qualitativ und quantitativ nachgewissen (Neuro-Response-Telemetrie, NRT; Neuro-Response-Imaging, NRI). Über den Zustand der Hörbahn im Hirnstamm bieten die intraoperative Bestimmung der elektrisch ausgelösten Nervenaktionspotentiale des Hirnstammes (EBERA, EABR) noch weitergehende Informationen.

Wirkung des Cochleaimplantat

Die elektrischen Reize in der Hörschnecke erzeugen Hörempfindungen unterschiedlichster Art bei den CI-Trägern. Die Eindrücke sind aber von der Wahrnehmung eines Normalhörenden weit entfernt, da die Zahl der Elektroden die spektrale Auflösung stark einschränkt. Ein Normalhörender kann mit diesen Sinneseindrücken wenig anfangen. Die neurale Verarbeitung akustischer Reize ist aber sehr flexibel, so dass relativ schnell im Hörzentrum eine Anpassung an die neuen Sinneseindrücke stattfindet. Nach der Operation ist ein intensives Hörtraining sicher von grossem Vorteil für Hör-Erfolge, speziell für Patienten, bei denen seit vielen Jahren ein gravierender Hörverlust besteht, nicht aber zwingend Voraussetzung.

Für die sinnvolle Nutzung eines CI ist eine Rehabilitation in einem dafür eingerichtetem CI-Zentrum notwendig. In regelmässigen Abständen werden dort die CI-Empfänger geschult. Bei Kindern wird die Dauer der Rehabilitation auf etwa zwei Jahre veranschlagt. Erwachsene, die gerade ertaubt sind und frühzeitig mit einem CI versorgt werden, benötigen gewöhnlich eine kürzere Rehabilitationszeit. Die Hörergebnisse werden bei einer vorangehenden hochgradigen Hörstörung über viele Jahre wesentlich schlechter eingeschätzt als bei einer Frühversorgung. Für diesen Fall wäre ein intensives, langzeitiges Hörtraining angezeigt. Von einer CI-Versorgung bei tauben Erwachsenen die vor oder während des Spracherwerbs ertaubt sind, wird abgeraten, da ein Sprachverstehen in der Regel nicht zu erwarten ist.

Medizinische Risiken

Grundsätzlich ist eine Operation unter Vollnarkose auf Grund ihrer Belastung für den Kreislauf immer mit den entsprechenden Risiken verbunden. Hinzu kommen gewisse Infektionsrisiken, die sich zwar am Schädel weit schlimmer auswirken können als an anderen Körperteilen, jedoch durch moderne OP-Hygiene ausgeschlossen werden können. Eine gewisse Gefahr bringt die OP für den Gesichtsnerv und den Geschmacksnerv mit sich, da der Kanal für den Elektrodenträger in seiner Nähe gefräst wird. Ein Operateur muss dies jedoch wissen und kann entsprechend vorsichtig vorgehen, um eine einseitige Gesichtslähmung oder einen Geschmacksverlust zu vermeiden. Da seit einigen Jahren eine Überwachung der Gesichtsnervenfunktion während der Operation üblich ist (Facialismonitoring), ist die Gefahr einer Nervenschädigung äusserst gering. Durch die basale Einführung des CI besteht nur eine ausgesprochen geringe Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Elektrodenträger nicht in die Hörschnecke, sondern in einen Bogengang des nahe liegenden Gleichgewichtsorganes eingeführt wird. Dazu müsste aber der Operateur die Elektrode in die falsche Richtung vorschieben. Dies ist bei erfahrenen HNO-Chirurgen allerdings sehr unwahrscheinlich. Gleichzeitig hat sich das intraoperative Hörnervenmonitoring durchgesetzt, mit dem noch während der Operation die Stimulation und Funktion des Hörnervs nachgewiesen werden kann. Die mehrfach bekannt gewordenen Meningitisinfektionen in Folge einer Implantation trat wohl etwas gehäuft bei der Verwendung eines Implantats auf, das eine grössere Bohrung in der Cochlea und vor allen Dingen eine zusätzlich Plastikschiene zur dauerhaften Positionierung des Elektrodenträgers an der Innenseite der Cochlea erforderte. Dieses Implantat wird aber nicht mehr verwendet. Statistisch ist dieser Zusammenhang jedoch schwer belegbar, weil viele CI-Träger erst in Folge einer Meningitis ertaubt sind, und bei diesen Patienten die Wahrscheinlichkeit für eine neuerliche Infektion bereits stark erhöht ist.

Nach der Operation entwickeln in sehr seltenen Fällen Patienten eine Unverträglichkeit gegenüber den verwendeten Materialien des Implantats, häufig Silikon. Die Operationsverletzung heilt nicht ab sondern bleibt entzündet. Dies kann inzwischen durch die vorherige Implantation von Materialproben vermieden werden.

CI-Versorgung bei Kleinkindern

Die Versorgung ertaubter Kinder oder von Kindern mit an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit mit einem CI hat sich als besonders Vorteilhaft erwiesen. Wie bei jeder anderen Operation auch, müssen medizinische Risiken in Betracht gezogen werden. Die propagierte Versorgung von Kleinst - und Kleinkindern ist trotz guter Studienergebnisse (leider) teilweise umstritten. (siehe unten)

Insbesondere von einigen Vertretern der Gehörlosen wird die Implantation abgelehnt, da in der anschliessenden Rehabilitation häufig der Einsatz der Gebärdensprache hinter der Förderung der Lautsprache zurücksteht. Ein allgemein akzeptierter Kritikpunkt ist die Tatsache, dass ein wichtiges Kommunikationselement der Gehörlosenkultur somit immer weniger eingesetzt wird.

Befürworter der Anwendung bei Kindern sprechen sich für eine möglichst frühzeitige Implantation bis zum dritten, besser bereits bis zum zweiten Lebensjahr aus. Sie argumentieren, dass bei späteren Versorgungen, etwa bis zum sechsten Lebensjahr, die Hörfähigkeit mit CI hinter den Ergebnissen der Frühimplantation zurückbleibt. Dies liegt daran, dass die Reifung bestimmter Hirnfunktionen, etwa die Anbahnung von Lautsprache, innerhalb bestimmter Altersperioden ablaufen muss, den so genannten sensitiven Phasen. Andererseits ist diese Reifung von Sinneserfahrungen abhängig, hier also von rechtzeitiger Hörerfahrung. Eine Implantation nach dem achten Lebensjahr erscheint ihnen nicht mehr sinnvoll, da ein Erwerb einer Lautsprache durchs Gehör dann sehr schlecht möglich sei.

Neuro-linguistische Aspekte

Ein CI kann weder die hochgradige Hörbehinderung beheben, noch einen normalen Höreindruck wieder herstellen. Der Hörstatus nach einer CI-Versorgung unterliegt einer sehr grossen Bandbreite. Im optimalen Fall kann ein CI-Träger problemlos telefonieren, in seltenen Fällen können aber auch mit CI nur einige Geräusche identifizieren werden. Die individuelle Erfolgsaussicht hängt wesentlich von folgenden Gesichtspunkten ab:

Ertaubungsdauer
Sprachkompetenz
Zustand des Hörnervs
Vorliegen zentral auditiver Wahrnehmungsstörungen
Motivation zum Erlernen und Erkennen der Geräusche und Stimmen
Trotzdem kann Dank der heutigen gängigen Indikationsprüfungen der Ärzte davon ausgegangen werden, dass die weitaus überwiegende Mehrheit mit dem Implantat eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität feststellen wird.
Ziel der CI-Anwendung ist eigentlich nicht das Hören selbst, sondern das Verstehen der Lautsprache. Selten erwähnt wird auch, dass eine CI-Anpassung den grössten Erfolg verspricht, wenn neurolinguistisch ein gewisses Talent für Lautsprache vorliegt. Dieses Talent kommt nicht durch blosses Hören zustande. Dies zeigt sich schon an einem Querschnitt der normal hörenden Bevölkerung, bei denen das Sprachverständnis und die Fähigkeit zum Sprachausdruck individuell unterschiedlich ausgeprägt sind.

Statt monolingual nur Lautsprache anzubieten, wird für CI-Implantierte taube Kinder zusätzlich, unter anderem von Kritikern der auditiv-verbalen Erziehung, Gebärdensprache empfohlen, um Zeitverluste zu vermeiden, wenn es sich später herausstellen sollte, dass das Kind die Lautsprache mit dem CI trotz Training nicht verstehen kann. Kritiker der Gebärdensprache befürchten dagegen, dass mit der Gebärdensprache der auditiv-verbale Spracherwerb negativ beeinflusst werden könnte, da mit der Nutzung der Gebärdensprache ein lautloses Medium verwendet wird, das grammatisch anders aufgebaut ist und damit in Konkurrenz zur Lautsprache tritt. Ein Ende dieses so genannten Methodenstreits, der teils mit harten Bandagen geführt wird, ist nicht abzusehen.

Soziologisches

Die Eltern von tauben Kleinkindern stehen zunächst unter dem Schock der Diagnose "Ihr Kind ist taub!". Sie sind oft mit Schuldgefühlen belastet und wollen deshalb alles Menschenmögliche für ihr Kind tun, um die Auswirkungen der Taubheit so niedrig wie möglich zu halten. Aus ihrer Sicht als Aussenstehende sehen sie eine geringere kommunikative Möglichkeit mittels Gebärdensprache als die Möglichkeiten als CI-Träger. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass sie sich oft für ein CI und für den lautsprachlich orientierten Förderweg entscheiden. Die alternative der Gebärdensprache ist ja immer noch da.

Der Druck auf die Kinder und die Erwartungen an sie sind immens. Sie sollen perfekt verstehen und sprechen lernen. Kinder, die dabei nicht das Glück einer optimalen Kombination des CI mit begünstigenden neurologischen Fähigkeiten haben, können sich in körperlicher und sozialer Hinsicht als Versager empfinden. Sie ähneln sich in solchen Empfindungen den früher bekannten Generationen tauber Personen, die ausschliesslich lautsprachlich, aber zumeist mit geringem Erfolg beschult wurden.

In der CI-Nachsorgetherapie wird der Lautsprache die absolute Priorität gegeben und das Benutzen der Gebärdensprache streng untersagt mit dem Argument, die Therapie würde somit erfolgreicher. Die Kinder wie Erwachsene sind aber trotzdem häufig immer noch auf das Absehen angewiesen. Die Kommunikation mit Hörenden bleibt erschwert und die Kommunikation mit Gehörlosen mangels Kenntnis der Gebärdensprache wird nicht ermöglicht - allerdings können sie trotzdem via Lautsprache kommunizieren. Es gibt viele Personen, die sich wohl fühlen, wenn sie mit Menschen mit der gleichen Behinderung kommunizieren, ohne dabei die Gebärdensprache benutzen zu müssen. Einige Kinder mit CI fühlen sich weder in der Gesellschaft der Hörenden noch in der von tauben Menschen zu Hause. Folgen sind Isolierung und starke Identitätsprobleme, monieren Kritiker der CI. Obwohl es darüber keine Studien gibt, ist solche Kritik durchaus ernst zu nehmen und wird auch von Fachleuten ernst genommen.

Sehr selten lassen Teenager das CI nach Jahren des Tragens explantieren oder hören auf, den Sprachprozessor weiter zu tragen. Sie versuchen sich in die Gesellschaft der tauben Menschen zu integrieren. Es wird vor allem von Kritikern des CI von psychosomatischen Symptomen, Suizid-Gefährdung und autistischem Verhalten der Kinder berichtet, worüber es allerdings ebenfalls keine Belege gibt. Es wird aber auch von Kindern, Teenagern und Erwachsenen berichtet, die ihr CI nicht mehr missen möchten und sich damit in der Schule, Freizeit und im Beruf bestens unterstützt fühlen.

Beidseitige (binaurale) Implantation

In den vergangenen Jahren wurde üblicherweise nur ein Ohr implantiert, auch, und gerade wenn beide Ohren ertaubt waren. Einerseits wurde das Argument eines unoperierten "Ersatzohres" angeführt, das in der Zukunft für verbesserte Implantate oder andere Therapieformen (Hoffnung die Hörzellen wieder nachwachsen zu lassen) zur Verfügung stünde. Andererseits haben die IV-Stellen/Krankenkassen nur die Einseitige Implantation bezahlt.

Langjährige psychoakustische Forschungsergebnisse (und natürlich die alltägliche Hörerfahrung, wenn man sich ein Ohr verschliesst) konnten aber nachweisen, dass gerade das Sprachverstehen mit nur einem Ohr schlechter ist, als mit zwei Ohren und dies vor allem in (den üblichen alltäglichen) geräuschvollen Hörsituationen. Dazu kommen die zunehmenden neurophysiologischen Erkenntnisse, dass die Hörbahn und der Hörkortex des unversorgten tauben Ohres sich bei kleinen Kindern nicht so entwickeln kann, dass nach jahrelangem Brachliegen auch mit einem verbesserten CI oder nach anderer Therapie ein gutes Hören erreicht werden kann. Bei der Hörgeräteversorgung hat man diesen Umstand schon seit den 70er Jahren in der beidohrigen Standard-Versorgung berücksichtigt.

Etwa seit dem Jahre 2000, vor allem mit der Einführung von hinter dem Ohr getragenen Signalprozessoren, wird aber an vielen CI-Kliniken auch die beidohrige CI-Versorgung mit gutem Erfolg angeboten. Die beiden Operationen erfolgen entweder in einer Narkose oder im zeitlichen Abstand. Theoretisch ist auch bei der beidohrigen CI-Versorgung eine möglichst frühzeitige Versorgung mit den besseren Hörergebnissen verknüpft. Es gibt aber auch schon gute Erfahrung mit Kindern und Erwachsenen, die in einem Abstand von mehreren Jahren ein zweites CI bekommen haben.

Im Allgemeinen scheint das Verstehen mit zwei CI leichter und mit geringerem Konzentrationsaufwand als mit nur einem Ohr zu sein. Es kann auch in den meisten Fällen ein grundsätzlich besseres Sprachverstehen gegenüber dem einohrigen Hören erreicht werden, vor allem in geräuschvoller Umgebung.

Fazit

Das CI ist eine seit vielen Jahren bewährte Möglichkeit, tauben Menschen ein, wenn auch eingeschränktes, Gehör wiederzugeben. Auch im Hinblick auf neue Therapieverfahren (Gentechnik, nachwachsende Hörzellen) ist es derzeit ohne tatsächliche Alternative. Wie bei allen Operationen sollten sich die Patienten und Angehörigen der Risiken bewusst sein und Gefahr und Nutzen gegeneinander abwägen.

Eltern, die das grösstmögliche Wohl ihrer Kinder im Auge halten, sollten nicht nur nach der medizinischen "Heilung" fragen, sondern sich eingehend von ebenfalls Betroffenen, erwachsenen tauben Personen, aber auch Trägern des CI, über ihr Leben und ihre Perspektiven informieren. Es wird den Eltern empfohlen, mit CI-Trägern in Kontakt zu treten und sich über ihre Lebensumstände zu informieren. Empfehlenswert ist selbstverständlich auch die Auseinandersetzung mit den Kritikern und den Befürwortern des CI.