30.05.2014, 09:34 Uhr
Bis heute können dank der Erfindung von Erwin und Ingeborg Hochmair mehr als 200.000 Menschen, die ehemals taub oder stark schwerhörig waren, wieder hören und menschliche Stimmen wahrnehmen.
Quellen: www.handelsblatt.com
DüsseldorfEs gibt wahrscheinlich nicht viele 13-Jährige, die als Berufswunsch „Mediziningenieur“ äußern und noch viel weniger werden dieses Vorhaben dann auch noch in die Tat umsetzen. Die jugendliche Ingeborg Desoyer war eine dieser Ausnahmeerscheinungen. Hochmotiviert sprintete sie nach der Schule durch ihr Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität Wien und war gerade 22 Jahre alt und mit ihrer Diplomarbeit fertig, als ihr späterer Ehemann Erwin Hochmair sie fragte, ob sie nicht mit ihm zusammen eine Hörprothese konstruieren wolle.
Sie willigte ein und entwickelt seit nunmehr fast 40 Jahren Implantate, die Gehörlosen den Weg aus der Stille eröffnen. „Sie erwiderte: ‚Wir müssen es tun, je früher, je besser.‘ Und das taten wir“, erinnert sich Erwin Hochmair. Für ihr Lebenswerk sind Ingeborg und Erwin Hochmair jetzt für den Europäischen Erfinderpreis nominiert.
Die elektronischen Hörhilfen, die die Hochmairs erfunden haben, verstärken nicht einfach wie die meisten Hörgeräte die Geräusche, die sie über ein eingebautes Mikrofon empfangen und dann Richtung Trommelfell weiterleiten, sondern stimulieren direkt den Hörnerv im Innenohr. Dazu implantieren Chirurgen feine Elektroden in die auch Cochlea genannte Hörschnecke.
Bereits in den 1960er Jahren hatten amerikanische und australische Forscher damit begonnen, mit solchen Cochleaimplantaten zu experimentieren. Die ersten Modelle erlaubten es Gehörlosen zwar wieder, einzelne Geräusche wahrzunehmen, doch Sprache konnten die Transplantierten damit nicht verstehen, zumindest nicht ohne den Sprechenden gleichzeitig von den Lippen zu lesen.
Das „elektronische Ehepaar“ – so wurden die Hochmairs früher an der Universität genannt – kam auf die Idee, die notwendigen Signale gleichzeitig über mehrere elektronische Kanäle zu übertragen, statt wie bisher nur einen zu nutzen. Die beiden hatten erkannt, dass die Wahrnehmung der Tonhöhe nicht nur davon abhängt, in welchem Cochlea-Abschnitt der Hörnerv gereizt wird, sondern auch von der Geschwindigkeit, mit der das Signal ankommt.
Am 16 Dezember 1977 schob der erfahrene Chirurg Kurt Burian an der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Universität Wien den ersten Elektrodenprototypen in die Hörschnecke eines Patienten. Die Elektronik, die die akustischen Signale der Außenwelt einfangen und als elektrische Reize in das Innenohr weiterleiten sollte, hatte Ingeborg Hochmair eigenhändig zusammen gelötet.
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