Ein Schaden im Innenohr lässt sich kaum heilen. Viele Betroffene resignieren und ziehen sich zurück. Das muss nicht sein. Immer ausgefeiltere Hörgeräte oder Cochlea-Implantate bringen die Töne wieder.
Das Implantat
So schummelte sich der Familienvater viele Jahre durchs Leben. Von einer Alternative wollte er nichts wissen. Dabei gab es die. «Wer mit dem besten Hörgerät nicht ausreichend hören kann, ist ein Kandidat für ein Cochlea-Implantat», sagt Ohrenspezialist Huber.
Dazu ist eine Operation nötig. Sie wird ebenso wie das Implantat selbst von den Krankenkassen bezahlt und dauert rund zwei Stunden. Der Patient liegt in Vollnarkose, während ihm die Ärzte eine Elektrode in die Hörschnecke einführen. Diese ersetzt die Funktion der Flimmerhärchen und gibt später die elektrischen Hörimpulse über den Hörnerv, der noch intakt sein muss, ans Gehirn weiter.
Das nötige Gegenstück zu diesem eingepflanzten Implantat ist ein Hörgerät. Es empfängt den Schall von Sprache, Klängen und Geräuschen und wandelt ihn in elektrische Impulse um. Per Radiowelle werden diese unter die Haut ans Implantat gesendet und gelangen so ins Gehirn. Von einem Cochlea-Implantat profitieren
auch taube Babys und Kleinkinder. Das Implantat muss aber vor dem Schulalter eingesetzt werden, weil sonst die Erfolgsaussichten gering ist. Kinder lernen Sprache normalerweise in den ersten sechs Lebensjahren. «Waren sie in dieser Zeit taub, wird ihnen danach ein Cochlea-Implantat nichts nützen, weil ihr Hirn die empfangenen Laute nicht als Sprachinformation erkennt.»
Von einem Cochlea-Implantat wollte Roland Sartor jahrelang nichts wissen. Er klammerte sich an das, was er hatte: «Von 100 Wörtern verstand ich 20 einigermassen», erinnert sich der Architekt, «und ich hatte grosse Angst, dies Wenige auch noch zu verlieren, wenn das Implantat nicht funktionieren sollte.»
Tatsächlich werden mit dem Einführen der Elektrode in die Hörschnecke die wenigen noch intakten Flimmerhärchen zerstört. «Ohne sein Hörgerät zum Cochlea-
Implantat ist der Patient nach der Operation taub», sagt Alexander Huber. «Doch sobald er das Hörgerät trägt, versteht er viel mehr als vor der Operation.» Dass ein Implantat aus technischen Gründen nicht funktioniert, kommt sehr selten vor. Geschieht es dennoch, muss das Gerät in einer weiteren Operation entfernt und durch ein neues ersetzt werden.
Das neue Hören
Bei Roland Sartor funktionierte das Gerät auf Anhieb. Vor 14 Jahren liess er sich endlich ein Cochlea-Implantat einsetzen. Vier Wochen nach der Operation waren die Wunden verheilt, und er setzte zum ersten Mal sein neues Hörgerät auf. Endlich waren die Töne wieder da. Selbst solche, die er eigentlich gar nicht hören wollte. Über den Flur der Ohrenklinik stolzierte eine Frau mit hohen Absätzen, und in Roland Sartors Ohr machte es laut «klick-klack». «Oje», stöhnt er, «jetzt höre ich auch das wieder.» Und freute sich trotzdem darüber.
Wer neu ein Cochlea-Implantat trägt, muss das richtige Hören wieder lernen. Zu Beginn empfindet er jedes Geräusch gleich intensiv. «Der Patient muss herausfinden, welche Töne wichtig sind und welche nicht», sagt Alexander Huber. «Mit der Zeit wird er das Klacken der Absätze nicht einmal mehr wahrnehmen.»
Um das zu lernen, ging Roland Sartor im ersten Jahr regelmässig in ein Hörtraining. Sein Implantat trägt der inzwischen 64-jährige nun seit 14 Jahren. Von 100 Wörtern versteht er 98. Bei guten akustischen Bedingungen führt er Gespräche, ohne zu schummeln − sogar am Telefon. Heute berät er andere Hörbehinderte, die sich nicht zu einem Implantat durchringen können, und wundert sich manchmal noch über sich selbst. «Ich verstehe nicht, warum ich so lange gewartet habe.»
Tücken der Technik
Cochlea-Implantate helfen ertaubten Menschen, wieder zu hören. Doch es gibt auch Risiken, wie jüngste Berichte über den Hörgeräte-Hersteller Sonova zeigen. Die Firma war in die Schlagzeilen geraten, weil sie ein Cochlea-Implantat (CI) ihrer Tochter Advanced Bionics vom Markt zurückgerufen hatte. Der Grund: Zwei Patienten
verspürten etwa zehn Tage nach dem Einsetzen des Implantats starke Schmerzen und empfanden die Geräusche als viel zu laut. Beide Fälle ereigneten sich nicht in der Schweiz.
«Solche Probleme sind sehr selten, und man sollte sie nicht dramatisieren», sagt Hans-Jörg Studer, Präsident der Interessengemeinschaft Cochlea-Implantate Schweiz und selbst CI-Träger. Neben den Risiken, die eine Operation mit sich bringt, besteht beim Einsetzen eines CI die Gefahr, dass das Gerät aus technischen Gründen nicht funktioniert. Das geschieht in weniger als 2 von 1000 Implantaten pro Jahr. In einer Folgeoperation muss dann das Gerät ersetzt werden.
Aufbau des menschlichen Gehörs
In einem gesunden Ohr gelangen Töne als Schallwellen urch den Gehörgang zum Trommelfell. Über die Gehörknöchelchen im Mittelohr wird der Schall ans Innenohr
weitergeleitet. Hier, in der Gehörschnecke (Cochlea), wandeln winzige Flimmerhärchen den Schall in elektrische Impulse um. Diese werden über den Hörnerv ans Gehirn weitergeleitet, wo sie als Geräusche, Klänge oder Sprache interpretiert und verarbeitet werden. Dieser Hörvorgang kann an unterschiedlichen Stellen gestört
sein. Ohrenschmalzpfropfen und Infektionen des Gehörganges gehören zu den typischen Problemen im äusseren Ohr. Im Mittelohr können Entzündungen, Verletzungen des Trommelfells oder eine Verkalkung der Gehörknöchelchen das Hören behindern. Die Störungen im äusseren und im Mittelohr nennt man Schallleitungsschwerhörigkeit.
Sie lässt sich meist durch Medikamente oder eine Operation beheben. Liegt das Problem dagegen im Innenohr, gibt es nur selten eine Chance auf Heilung. Bei dieser sogenannten Schallempfindungsschwerhörigkeit sind die Flimmerhärchen beschädigt. Bis heute haben die Forscher nicht herausgefunden, wie sich diese Sinneszellen
erholen könnten. Hilfe bietet den Betroffenen ein Hörgerät, das die Töne für sie verstärkt und aus dem Hintergrundlärm herausfiltert.
Nützt das nichts, raten Experten zu einem Cochlea-Implantat. Dafür wird eine Elektrode in die Hörschnecke gelegt, welche die Aufgabe der Flimmerhärchen übernimmt und die Impulse ans Hirn weiterleitet.
Das Gegenstück dazu ist eine Art Hörgerät, der sogenannte Sprachprozessor. Er empfängt den Schall von Sprache, Klängen und Geräuschen und wandelt ihn in elektrische Impulse um. Per Radiowelle werden diese unter die Haut zum Implantat gesendet und gelangen so über die Elektrode ins Gehirn.
Weitere Informationen finden Betroffene und ihre Angehörigen bei der Hörbehindertenvereinigung pro audito Schweiz www.pro-audito.ch oder bei der CI-Interessengemeinschaft Schweiz www.cochlea-implantat.ch
So schummelte sich der Familienvater viele Jahre durchs Leben. Von einer Alternative wollte er nichts wissen. Dabei gab es die. «Wer mit dem besten Hörgerät nicht ausreichend hören kann, ist ein Kandidat für ein Cochlea-Implantat», sagt Ohrenspezialist Huber.
Dazu ist eine Operation nötig. Sie wird ebenso wie das Implantat selbst von den Krankenkassen bezahlt und dauert rund zwei Stunden. Der Patient liegt in Vollnarkose, während ihm die Ärzte eine Elektrode in die Hörschnecke einführen. Diese ersetzt die Funktion der Flimmerhärchen und gibt später die elektrischen Hörimpulse über den Hörnerv, der noch intakt sein muss, ans Gehirn weiter.
Das nötige Gegenstück zu diesem eingepflanzten Implantat ist ein Hörgerät. Es empfängt den Schall von Sprache, Klängen und Geräuschen und wandelt ihn in elektrische Impulse um. Per Radiowelle werden diese unter die Haut ans Implantat gesendet und gelangen so ins Gehirn. Von einem Cochlea-Implantat profitieren
auch taube Babys und Kleinkinder. Das Implantat muss aber vor dem Schulalter eingesetzt werden, weil sonst die Erfolgsaussichten gering ist. Kinder lernen Sprache normalerweise in den ersten sechs Lebensjahren. «Waren sie in dieser Zeit taub, wird ihnen danach ein Cochlea-Implantat nichts nützen, weil ihr Hirn die empfangenen Laute nicht als Sprachinformation erkennt.»
Von einem Cochlea-Implantat wollte Roland Sartor jahrelang nichts wissen. Er klammerte sich an das, was er hatte: «Von 100 Wörtern verstand ich 20 einigermassen», erinnert sich der Architekt, «und ich hatte grosse Angst, dies Wenige auch noch zu verlieren, wenn das Implantat nicht funktionieren sollte.»
Tatsächlich werden mit dem Einführen der Elektrode in die Hörschnecke die wenigen noch intakten Flimmerhärchen zerstört. «Ohne sein Hörgerät zum Cochlea-
Implantat ist der Patient nach der Operation taub», sagt Alexander Huber. «Doch sobald er das Hörgerät trägt, versteht er viel mehr als vor der Operation.» Dass ein Implantat aus technischen Gründen nicht funktioniert, kommt sehr selten vor. Geschieht es dennoch, muss das Gerät in einer weiteren Operation entfernt und durch ein neues ersetzt werden.
Das neue Hören
Bei Roland Sartor funktionierte das Gerät auf Anhieb. Vor 14 Jahren liess er sich endlich ein Cochlea-Implantat einsetzen. Vier Wochen nach der Operation waren die Wunden verheilt, und er setzte zum ersten Mal sein neues Hörgerät auf. Endlich waren die Töne wieder da. Selbst solche, die er eigentlich gar nicht hören wollte. Über den Flur der Ohrenklinik stolzierte eine Frau mit hohen Absätzen, und in Roland Sartors Ohr machte es laut «klick-klack». «Oje», stöhnt er, «jetzt höre ich auch das wieder.» Und freute sich trotzdem darüber.
Wer neu ein Cochlea-Implantat trägt, muss das richtige Hören wieder lernen. Zu Beginn empfindet er jedes Geräusch gleich intensiv. «Der Patient muss herausfinden, welche Töne wichtig sind und welche nicht», sagt Alexander Huber. «Mit der Zeit wird er das Klacken der Absätze nicht einmal mehr wahrnehmen.»
Um das zu lernen, ging Roland Sartor im ersten Jahr regelmässig in ein Hörtraining. Sein Implantat trägt der inzwischen 64-jährige nun seit 14 Jahren. Von 100 Wörtern versteht er 98. Bei guten akustischen Bedingungen führt er Gespräche, ohne zu schummeln − sogar am Telefon. Heute berät er andere Hörbehinderte, die sich nicht zu einem Implantat durchringen können, und wundert sich manchmal noch über sich selbst. «Ich verstehe nicht, warum ich so lange gewartet habe.»
Tücken der Technik
Cochlea-Implantate helfen ertaubten Menschen, wieder zu hören. Doch es gibt auch Risiken, wie jüngste Berichte über den Hörgeräte-Hersteller Sonova zeigen. Die Firma war in die Schlagzeilen geraten, weil sie ein Cochlea-Implantat (CI) ihrer Tochter Advanced Bionics vom Markt zurückgerufen hatte. Der Grund: Zwei Patienten
verspürten etwa zehn Tage nach dem Einsetzen des Implantats starke Schmerzen und empfanden die Geräusche als viel zu laut. Beide Fälle ereigneten sich nicht in der Schweiz.
«Solche Probleme sind sehr selten, und man sollte sie nicht dramatisieren», sagt Hans-Jörg Studer, Präsident der Interessengemeinschaft Cochlea-Implantate Schweiz und selbst CI-Träger. Neben den Risiken, die eine Operation mit sich bringt, besteht beim Einsetzen eines CI die Gefahr, dass das Gerät aus technischen Gründen nicht funktioniert. Das geschieht in weniger als 2 von 1000 Implantaten pro Jahr. In einer Folgeoperation muss dann das Gerät ersetzt werden.
Aufbau des menschlichen Gehörs
In einem gesunden Ohr gelangen Töne als Schallwellen urch den Gehörgang zum Trommelfell. Über die Gehörknöchelchen im Mittelohr wird der Schall ans Innenohr
weitergeleitet. Hier, in der Gehörschnecke (Cochlea), wandeln winzige Flimmerhärchen den Schall in elektrische Impulse um. Diese werden über den Hörnerv ans Gehirn weitergeleitet, wo sie als Geräusche, Klänge oder Sprache interpretiert und verarbeitet werden. Dieser Hörvorgang kann an unterschiedlichen Stellen gestört
sein. Ohrenschmalzpfropfen und Infektionen des Gehörganges gehören zu den typischen Problemen im äusseren Ohr. Im Mittelohr können Entzündungen, Verletzungen des Trommelfells oder eine Verkalkung der Gehörknöchelchen das Hören behindern. Die Störungen im äusseren und im Mittelohr nennt man Schallleitungsschwerhörigkeit.
Sie lässt sich meist durch Medikamente oder eine Operation beheben. Liegt das Problem dagegen im Innenohr, gibt es nur selten eine Chance auf Heilung. Bei dieser sogenannten Schallempfindungsschwerhörigkeit sind die Flimmerhärchen beschädigt. Bis heute haben die Forscher nicht herausgefunden, wie sich diese Sinneszellen
erholen könnten. Hilfe bietet den Betroffenen ein Hörgerät, das die Töne für sie verstärkt und aus dem Hintergrundlärm herausfiltert.
Nützt das nichts, raten Experten zu einem Cochlea-Implantat. Dafür wird eine Elektrode in die Hörschnecke gelegt, welche die Aufgabe der Flimmerhärchen übernimmt und die Impulse ans Hirn weiterleitet.
Das Gegenstück dazu ist eine Art Hörgerät, der sogenannte Sprachprozessor. Er empfängt den Schall von Sprache, Klängen und Geräuschen und wandelt ihn in elektrische Impulse um. Per Radiowelle werden diese unter die Haut zum Implantat gesendet und gelangen so über die Elektrode ins Gehirn.
Weitere Informationen finden Betroffene und ihre Angehörigen bei der Hörbehindertenvereinigung pro audito Schweiz www.pro-audito.ch oder bei der CI-Interessengemeinschaft Schweiz www.cochlea-implantat.ch
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen