Quellen: www.shz.de
Heute gehören ihre inzwischen zwei CI wie selbstverständlich zu ihr, sind Teile ihres Lebens, die sie nicht missen möchte. „Ich würde es wieder machen“, sagt sie und möchte vielen Menschen Mut machen, auf die moderne Medizintechnik zu vertrauen. Sie möchte einen Stammtisch, einen losen Kreis interessierter Betroffener, Angehöriger und Freunde bilden, um sich gegenseitig zu unterstützen und um Tipps zu geben.
2002 war Michaela Korte mit ihrem Mann Michael aus Berlin in seine Heimat Brodersby zurückgekommen. Im November des selben Jahres erlitt sie einen Hörsturz auf der rechten Seite. Nach anfänglicher Besserung durch eine Infusionstherapie erlitt sie einen erneuten Hörsturz und erlangte ihr Hörvermögen rechts nicht wieder. Bei 90 bis 95 Prozent aller Betroffenen sei die Infusionstherapie erfolgreich, bei ihr leider nicht, wie sie feststellt.
Sie richtete sich und ihr Leben darauf ein. Doch schon im Februar 2003 schwand auch die Hörleistung des verbliebenen linken Ohrs, bis sie ganz taub war. „Ohne hören war ich praktisch ausgeschlossen“, sagt sie rückblickend. Alle gaben sich wirklich viel Mühe, aber dennoch war es ganz schwer. Sie lernte Lippenlesen und kommunizierte über schriftliche Notizen, aber das normale Leben war vorbei. Sie informierte sich über die Möglichkeiten einer Hörprothese, eines so genannten Cochlea Implantats.
„Die drei Monate Wartezeit bis zur Operation in der Uni-Klinik Kiel waren die schlimmsten meines Lebens“, sagt sie. Die Operation in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik selber habe einige Stunden gedauert, sie habe sie gut überstanden. Die Narben an der Schädeldecke verheilten schnell, und auch in ihrem Kopf sei alles gut genesen. Der große Tag war dann etwa vier Wochen nach der OP, als das System aus Mikrofon, digitaler Sprachprozessor, Sendespule mit Magnet und dem Implantat (aus einem weiteren Magneten, Empfangsspule, Stimulator und Elektrodenträger mit Stimulationselektroden), erstmals eingestellt wurde. Sie konnte wieder hören, der Sprachprozessor machte es möglich. Je besser die Feinabstimmung erfolgte, desto besser wurde auch das Hören. Im Jahr 2006 bekam sie auch auf der anderen Seite ein CI. Das habe allerdings 18 Monate gedauert, da ihre Krankenkasse ein zweites Implantat (rund 30 000 Euro je Seite) zunächst ablehnte.
Ihr Glück sei gewesen, dass sie vor dem Verlust des Hörens ganz normal hörte und sprach. Sie habe daher die Sprache und Modulation der Töne nicht erlernen müssen. Dies sei bei Menschen, die von Geburt taub sind, anders.
Hören lernen und üben musste Michaela Korte aber auch. Denn jedes Geräusch, dass sie mit den Implantaten hört, hört sich zunächst „blechern und maschinell, einfach anders“ an. Teilweise erkannte sie einfache Geräusche wie die von Vögeln oder überfliegenden Flugzeugen nicht. Sie musste erst die Geräuschquelle sehen, um dann das gehörte mit dem passenden Begriff abzuspeichern. Inzwischen habe sie fast vergessen, wie sich Geräusche früher anhörten, „für mich ist es heute ganz normal, wie es ist“, sagt sie überglücklich. Und auch wenn die Prothesen und Geräte des CI wartungsarm sind, so erfolgen doch regelmäßige Kontrollen, Überprüfungen des Hörvermögens und Nachsorgen in der Uniklinik.
Michaela Korte engagiert sich im Cochlea Implantat Regionalverband Nord und auch bei der Kieler HNO-Uniklinik als Patientenberaterin. Dann gibt sie als selbstbetroffene Tipps, klärt über die Möglichkeiten der Implantate auf und berichtet über ihre eigenen Erfahrungen. „Da gibt es viele Fragen und Hürden“, hat sie festgestellt. Ob über Kosten, über Schmerzen oder über die Wirksamkeit der Geräte – vieles lasse sich im Vorfeld abklären. Die nächste Selbsthilfe- oder Patientengruppe gibt es in Kiel, viel zu weit entfernt, wie Korte findet. Daher möchte sie in Schwansen oder Kappeln eine lose Gruppe aufbauen, um eine Anlaufstelle für CI-Träger, aber vor allem auch für Menschen mit Hörproblemen zu bilden. „Nicht hören können, muss nicht sein“, sagt Korte und will Mut machen, nicht aufzugeben. Korte: „Ich bin froh und dankbar, dass es die Hörprothese gibt.“
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