Dienstag, 30. November 2010

Sprachheilschule St.Gallen ohne Gebärdensprache anerkennenswert


Audiopädagogischer Dienst

Der Audiopädagogische Dienst der Sprachheilschule St.Gallen betreut hörgeschädigte Kinder im Kleinkindalter, in Regelschulen oder anderen Sonderschulen.

Unsere Dienstleistungen erfolgen in Absprache und Zusammenarbeit mit den Eltern und Fachpersonen durch unterstützende Beratung und Begleitung in der besonderen Erziehungssituation.

Die Begleitung von hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen beinhaltet
  • Anleitung zur bestmöglichen Nutzung des verbleibenden Hörvermögens
  • Beratung und Begleitung der Lehrkräfte im Umgang mit den hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen
  • Kontakte zu weiteren Mitbetroffenen
  • Unterstützung einer ganzheitlichen Entwicklungsförderung mit Schwerpunkt in der Hör- und Spracherziehung
  • Regelmässige Kurse und Informationsveranstaltungen zum Thema «Hören»

Audiopädagogische Früherziehung
  • Erstberatung für Eltern
  • Pädagogisch-therapeutische Förderung von Säuglingen und Kleinkindern
  • Begleitung der Bezugspersonen

Audiopädagogische Beratung

  • Begleitung integriert beschulter Kinder und Jugendlicher in Regel- und Sonderschulen
  • Beratung von Eltern, Lehrkräften und Fachpersonen

Audiopädagogische Förderung

  • Regelmässige Einzeltherapie mit Hör- und Spracherziehung für Kinder und Jugendliche

 ***

Dienst für Hörhilfen

In diesem Dienst arbeiten Hörakustiker, die speziell für die Betreuung von Kindern ausgebildet sind (Pädakustiker). Unseren Fachleuten stehen modernste Anlagen zur Verfügung, um Hörverluste bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen festzustellen oder auszuschliessen.

Die Beratung und Begleitung von Kindern mit vermindertem Hörvermögen erfolgt in Zusammenarbeit mit ihren Eltern und Ohrenärzten, Audiopädagogen und weiteren Fachleuten.

Angebot
  • Anpassung hochentwickelter, digitaler Hörsysteme
  • Nachbetreuung der Trägerinnen und Träger von Hörhilfen
  • Wartung, Kontrolle und Reparaturen der Hörgeräte und Sprachprozessoren von Cochlea-Implantaten
  • Einrichtung, Erklärung und Wartung von drahtlosen Sprachübertragungs-Systemen (FM-Funk) für die Kommunikation zwischen Fachleuten, Eltern und Kindern
  • Abgabe/Verkauf von Hilfsmitteln für Kinder mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten (Wecker mit Blitz-Signal oder Vibrationskissen, optische Türklingelanzeigen, Funk-Sender für Telefon, usw.)
  • Wartung, Programmierung der Hörhilfen und Anleitung zur sachgemässen Bedienung

***

CI-Centrum

Das Cochlea-Implantat (CI) ist eine Hörhilfe für hochgradig hörgeschädigte Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es bietet ihnen die Chance, an die akustische Umwelt angekoppelt zu werden und die Sinnesmodalität des Hörens bereichert zu erleben.

Nach der Operation sind bei CI-Trägern besondere Lernbedürfnisse zu erfassen und umzusetzen. Die Fachleute des CI-Centrums bieten die notwendigen pädagogischen und therapeutischen Hilfen an sowie die technischen Massnahmen zur individuellen und gezielten Förderung der CI-Kinder. Eltern von Kindern und Jugendlichen mit einem CI werden im CI-Centrum pädagogisch beraten, begleitet und auf dem neuen Lernweg unterstützt.

Das CI-Centrum verfügt über einen technischen Dienst. Somit ist die Wartung und Programmierung der Sprachprozessoren gewährleistet.

Im Rahmen der ganzheitlichen Förderung im Schulunterricht hat das Therapiekonzept folgende Ziele
  • Erwerben möglichst altersgemässer Leistungen des Sprech-, Lese- und Schreibvermögens
  • Wahrnehmen und Erkennen von Geräuschen aller Art
  • Angemessenes Reagieren auf das Gehörte
  • Einbeziehen musikalischer Angebote wie Gesang und Instrumentalmusik, nach Möglichkeit Erlernen eines Instrumentes
Dienstleistungen
  • Früherfassung und Früherziehung
  • Audiopädagogischer Dienst
  • Prä- und postoperative Zusammenarbeit mit den HNO-Kliniken
  • Programmierung des Sprachprozessors
  • Audiometrische Überprüfung der verbesserten Hörfähigkeit
  • Überprüfung des Sprachentwicklungsstandes
  • Kontakt und Austausch mit zuständigen Ärzten
  • Ausführung kleinerer Reparaturen am Sprachprozessor
  • Beratung in medizintechnischen Neuerungen und erweiterten Höranlagen (FM-Anlagen)


Trailer of «Forbidden Language» (English version)

Cochlear Implant is part of Eugenics Movement As Shown in ENDGAM3 film

Boom als Gefahr

Freitag, 15. Juni 2007


ZÜRICH- Der boomende Markt für Schönheitschirurgie zieht auch schwarze Schafe an. Patiententschützer fördern von Ärzten mehr Transparenz.


Eine Nachbesserung bezüglich Qualitätskontrolle könnte der Schweizer Schönheitsindustrie nicht schaden:"Die Branche ist ein lukratives Haifischbecken, in dem vielen mitmischeln wollen", so Pia Ernst von der Schweizerischen Patientenorganisation (20 Minuten berichtete). Spezialist oder Schönheitschirurg seie keine geschützte Titel. "Mit dem Markt wächst auch die Gefahr von Anbietern ohne Erfahrung oder Kompetenz", warnt sie. Behandlungsfehler können die Folge sein. "Anfragen wegen misslungener Brust- und Augenlidoperationen oder Fettentfernungen sind am häufigsten."


Bald könnten weitere hinzukommen: In den USA sind Eingriffe im Genitalbereich wie etwa eine Schamlippenverkleinerung der letzte Schrei. Laut Sandra Neeracher von der Zürcher Klinik Pyramide am See hat diese Welle die Schweiz aber noch nicht erreicht: "Wir kriegen kaum solche Anfragen." Pia Ernst empfiehlt, bei der Wahl der Arztpraxis auf Seriosität und Transparenz zu achten sowie eine Zweitmeinung einzuholen. Von der Ärztevereinigung FMH fordert sie nachprüfbare Qualitätskriterien für die Patienten. Längst nicht alle schwören aber auf die Medizin: Laut einer Umfrage von 20 Minuten lehnen 40 % Prozent eine Schönheits-OP ab.                                                                                             


Reza Rafi

Phonak ohne Gebärdensprache anerkennenswert

 
Ein Cochlea-Implantat ist ein kleines, elektronisches Gerät, das Personen, die hochgradig taub oder sehr stark schwerhörig sind, als Hörhilfe dient. Das Implantat wird chirurgisch unter der Haut und hinter dem Ohr platziert. Durch das Cochlea-Implantat wird jedoch kein normales Hörvermögen hergestellt oder wiederhergestellt. Stattdessen hilft es tauben Personen dabei, ein hilfreiches auditorisches Verständnis für ihre Umgebung zu entwickeln und Sprache zu verstehen. Seit 1990 haben tausende von Kindern und Erwachsenen Cochlea-Implantate implantiert bekommen. Sie wurden für Personen mit starker bis hochgradiger Hörminderung entwickelt, denen Hörgeräte nur wenig Nutzen bringen.

Comic Deaf Gallow Humor CI

Montag, 29. November 2010

Ich lebe gerne in einer stillen Welt

Ich lebe gerne in einer stillen Welt


Bericht einer jungen Gehörlosen

www.kestner.de

Am 22.11.1982 erblickte ich das Licht der Welt. Ich weiß nicht ob ich damals nach der Geburt etwas hören konnte, niemand weiß es. Wir wissen nur, dass ich auf einem Ohr von Geburt an taub bin. Man vermutet, dass ich auf dem anderen Ohr hörend war. Mit ca. 14 Monaten merkte meine Mutter, dass ich nicht höre. Sie rief nach mir, aber ich reagierte nicht, oder ich suchte nach der Richtung woher das Geräusch kam. Meine Eltern schleppten mich von Arzt zu Arzt und jeder meinte ich sei nur stur und will nicht hören. Sie sagten, „Es wird schon mit der Zeit kommen“.

Aber meine Eltern hatten immer wieder Zweifel, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich reagierte immer schlechter auf Geräusche. Bis sie dann mit mir zu einem Kinderarzt fuhren, um dort noch mal nachzufragen, ob es vielleicht nicht doch sein könnte, dass ich schlecht höre. Er schaute nur ins Ohr und war total sprachlos, dass ich mich überhaupt noch bewegen konnte und nicht nach Schmerzen schrie. Mein rechtes Ohr war stark entzündet. Und kein Krankenhaus hatte diese festgestellt. Es hätte nicht lange gedauert, und diese Entzündung wäre für mich tödlich gewesen. Gott sei Dank aber waren ja meine Engel bei mir, die haben mir sicher geholfen, dass ich nicht solche Schmerzen hatte und nicht schwer erkrankte.

Mit 3 Jahren bekam ich meine ersten Hörgeräte. Damit konnte ich dann dank Frühförderung die Sprache erlernen und hatte keine Probleme mich zu verständigen. Ich war eine gute Lippenleserin. Ab 8 Jahren bekam ich häufiger Hörstürze. Insgesamt habe ich 9 Hörstürze erlitten, wodurch ich auf dem rechten Ohr mit 14 fast taub wurde. Dies erschütterte mich sehr und bekam Panik. So entschied ich mich für ein Cochlea Implantat.
Die Welt wurde für mich lauter, ich konnte wieder vieles hören und sogar Geräusche, die ich vorher nie gehört habe, konnte ich zum ersten Mal hören. Die Sprache konnte ich verstehen und musste nicht mehr soviel von den Lippen lesen. Ich war froh ein CI zu haben, doch die Außenwelt machte immer mehr Druck. Hatte ich in der Klasse Mal etwas nicht verstanden und bat es noch mal zu wiederholen, sagte man mir, warum ich ein CI habe, ich kann doch hören. Wenn ich beim Frühstück oder Abendbrottisch bei meinen Eltern saß, haben sie mit mir kein Wort gesprochen, wenn ich mein CI nicht anhatte. Manchmal war es doch ganz gut in der stillen Welt zu sein, aber dann haben meine Eltern mit mir kein Wort gewechselt. Es hieße immer, "zieh dein CI an dann sag ich es dir". Der Druck wurde immer größer und größer. Jeder verlangte von mir, dass ich „perfekt“ hören kann, aber das wird nie möglich sein. Meine Eltern verlangten von mir sogar, dass ich auch die Arzttermine selber kläre, indem ich dort anrufe. Ich habe das Telefonieren mit fremden Leuten gehasst und mache es auch heute noch nicht gerne, weil ich weiß dass ich am Telefon nicht alles verstehe, denn ich bin ja teilweise auf das Mundbild angewiesen.

Seitdem ich selbstständiger bin, und in der Uni Gebärdensprachdolmetscher habe und Dolmetscher auch mit zu Ärzten kommen und Termine für mich ausmachen, wurde mir klar, dass ich damals als Kind nicht gelernt habe mit meiner Identität "gehörlos sein" umzugehen. Es ist schade, dass die Kinder in den Schulen nicht darauf vorbereitet werden, dass man auch als gehörloser Mensch ein gutes Leben führen kann, stattdessen wird immer gesagt, man muss gut hören können. Ärzte versprechen den Eltern, dass ein gehörloses Kind mit CI in einer hörenden Welt leben kann, in eine normale Schule gehen kann, aber was ist mit der Identität? Viel wichtiger ist doch, dass das Kind erstmal damit zurechtkommt, dass es im Ohr ein Defizit hat und dass es trotz dieser Behinderung ein supergutes Leben führen kann. Warum werden von Ärzten gehörlose Kinder als "nicht normale" Kinder angesehen, warum können wir nicht einfach so sein, wie wir geboren wurden, vielleicht wollten wir es doch, wir haben es uns sicher ausgesucht, das Leben als Gehörlos zu leben. Aber das können wir auch nur gut führen, wenn wir über die Identität aufgeklärt werden, wenn wir die Chance bekommen, so zu leben, wie wir sind. Schade, dass ich damals als Kind nicht wusste, dass es Gehörlosen die gar nicht hören sehr gut geht. Dazu musste ich erst eine Identitätskrise durchmachen. Man hätte sie mir ersparen können, indem die Ärzte,Schulen und das Internat die Gebärdensprache auch anerkannt und nicht als Ungeheuer angesehen hätten. Gebärdensprache ist das Wichtigste überhaupt, für uns, aber damals wurde sie uns genommen. Man sagte "sprecht Leute, lass das Sprechen mit Händen sein" Traurig, traurig! Ich möchte ja nicht gegen das CI sprechen, es ist sicher eine gute Sache, aber nur dann, wenn man auch gelernt hat, dass man eine Identität hat, und man von außen nicht den Druck bekommt, "perfekt hören zu müssen".
Heute fühle ich mich wohler in der stillen Welt. Oft trage ich mein CI nicht. In der Uni ist das Leben so laut, dass ich es nicht mit CI ertrage, es ist in der stillen Welt für mich angenehmer. Meistens ziehe ich mein CI nur dann an, wenn meine Eltern es von mir verlangen. Aber ich glaube auch hier sollte ich bald Klartext reden, dass ich mich nicht immer an andere anpassen muss. Was ist, wenn ich später nicht mehr so gut höre, weil z.B. die Technik versagt, wer weiß, wie viele Jahre die Technik mitmacht, was ist, wenn ich mal einen Unfall habe und dann gar nicht mehr hören kann. Da kann ich mich auch nicht immer auf andere anpassen!
Hinzukommt, dass ich immer bewusster die „Energie“ in meinem Kopf spüre, manchmal tut das CI auch richtig weh. Es gibt Phasen, wo es mal wie ein Blitz in den Kopf einschlägt und ich Schmerzen bekomme, manchmal ist es auch nur, als ob mein Kopf schwer wird und ich gar nicht mehr so klar denken kann. Ich weiß nicht, ob dadurch mein Energiefeld auch etwas geschädigt wurde. Eins steht jedenfalls fest, im Moment werde ich in der stillen Welt leben, was später ist, ob ich mein CI wieder regelmäßig anziehe, kann immer noch sein. Aber für jetzt habe ich mich entschieden erstmal wieder die stille Welt zu erlernen, und in ihr zu leben.

Nachtrag: Ich bin jetzt komplett gehörlos, mein CI habe ich abgesetzt, weil ich ständig Schmerzen bekomme, wenn es an ist. Meine Eltern wollen natürlich, dass ich zum Arzt gehe und das kläre. Ich habe aber Angst, dass die Ärzte auf die Idee kommen mich neu zu operieren, wenn ich zu denen gehe, aber das ist vorbei. Ich bleibe nun in meiner stillen Welt, in der ich mich auch wohl fühle. ;)

Jacqueline

Das Mädchen wird gezwungen

www.gebeardenwelt.at



Freitag, 9. Juli 2010

 Vater kämpft dafür, dass seine Tochter in ASL kommunizieren darf


Wie das französische Nachrichtenportal für Gehörlose www.sourds.net berichtet, kämpft ein Vater in Washington, USA, gerichtlich für das Recht seiner Tochter auf Amerikanische Gebärdensprache. Das Mädchen wird gezwungen, ein Cochlea Implantat zu tragen. Die Mutter hält sich an den Rat der Fachärzte für Ohren-,Nasen- und Halskrankheiten, wonach es schädlich sei, das CI zu vernachlässigen und stattdessen in Gebärdensprache zu kommunizieren. Für den gehörlosen Vater ist dies ein Verstoss gegen die Menschenrechte. Er streitet nun um das Recht, dass seine Tochter mit ihm in ASL kommunizieren kann, da es auch ihr eigener Wille sei. Wie das Gericht letztlich eentscheiden wird, bleibt abzuwarten.

Mittwoch, 24. November 2010

1000 Sonova-Patienten zittern

Hörimplantate-Pfusch?
1000 Sonova-Patienten zittern

ZÜRICH - Der Schweizer Hörgerätehersteller ruft ein Implantatprodukt zurück. Weil Träger über Schmerzen und Geräusche klagen.

Sonova ruft das Hörimplantat HiRes 90K zurück. Das Problem: Zwei Patienten mussten sich das Teil wegen starken Schmerzen wieder entfernen lassen. Die Probleme traten 8 bis 10 Tage nach dem Eingriff auf, bei dem ihnen das Implantat per Operation eingesetzt wurde.

Die Aktien des Hörgeräte-Herstellers Sonova sind wegen des Produkterückrufs stark unter Druck geraten. Sie eröffneten am Dienstag 7,4 Prozent schwächer auf 124 Franken.

Schmerzen, Geräusche, Schockempfinden


Laut Sonova-Sprecher Holger Schimanke wurde das Produkt bei 28000 Patienten eingesetzt. Rund 1000 Patienten müssen jetzt zittern: Bei ihnen ist die Frist von acht bis zehn Tagen, in denen die Komplikationen auftreten können, noch nicht vorbei. Die Rede ist von Schmerzen, zu lauten Geräuschen sowie Schockempfinden.

Darunter sind auch Schweizer Kunden. Wie viele Implantate in welche Länder verkauft wurden, gibt Sonova nicht bekannt. Der grösste Markt liegt für den Hersteller, der früher Phonak hiess, in den USA. Die betreffenden Patienten werden nun von Sonova informiert.

Sie können mittels Tests überprüfen, ob bei ihnen das Risiko von Komplikationen besteht. Im ersten Semester des laufenden Geschäftsjahres erzielte Sonova mit HiRes 90K einen Umsatz von 66 Mio. Franken. (map)

Sonova ruft Hörgeräte zurück

 
Die Patienten erlebten dabei 8 bis 10 Tagen nach der Inbetriebnahme des Geräts starke Schmerzen, allzu laute Geräusche und/oder Schockempfindungen, wie Sonova (SOON 124.5 0.08%) am Dienstag mitteilte.

Das Unternehmen mit Sitz in Stäfa hat sich deshalb zu einem weltweiten Rückruf entschieden und die US-Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA darüber unterrichtet. Die Geräte werden im Rahmen einer freiwilligen Vorsichtsmassnahme vom Markt genommen, das Risiko «eines schweren medizinische Ereignisses» sei zurzeit gering, hiess es.

Sonova arbeitet mit der FDA zusammen an einer Lösung des Problems. Zurzeit könne keine Prognose zu den Auswirkungen des Rückrufs auf die Unternehmensergebnisse gemacht werden.

Aktie eröffnet 7,4 Prozent schwächer
Die Aktien des Hörgeräte-Herstellers Sonova sind wegen des Produkterückrufs stark unter Druck geraten. Sie eröffneten am Dienstag 7,4 Prozent schwächer auf 124 Franken.

«Ein Rückruf ist nicht nur imagemässig ein Problem», sagte ein Händler. Es könnten Schadenersatzforderungen und Abschreibungen auf Lagerbeständen auf die Firma zukommen. Längerfristig könnte dies Sonova schaden, kommentierte die Deutsche Bank. (pbe/sda)

Sonova ruft Hörimplantat zurück

Dienstag, 23. November 2010, 11:20 Uhr
Eine Grossaufnahme des Hörimplantats HiRes 90K

Der Hörgeräte-Hersteller Sonova muss ein Hörimplantat zurückrufen. In zwei Fällen habe das Implantat HiRes 90K wegen eines Defekts operativ wieder entfernt werden müssen. Das Implantat ist ein Produkt der US-Firma Advanced Bionics, die von Sonova vor rund einem Jahr übernommen worden ist.

Die Probleme mit dem Implantat waren 8 bis 10 Tage nach der Inbetriebnahme aufgetreten, wie Sonova mitSitz in Stäfa (ZH) bekannt gab. Die Patienten hätten starke Schmerzen und/oder Schockempfindungen verspürt und allzu laute Geräusche gehört. Sonova habe sich deshalb zu einem weltweiten Rückruf entschlossen sowie die US-Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA informiert.
 
Dieses Implantat wurde weltweit zurückgerufen. pd
Das Hörimplantat HiRes 90K ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt und wurde bisher rund 28‘000 Mal erfolgreich implantiert, wie Sonova-Sprecher Holger Schimanke zu «tagesschau.sf.tv» sagte. Es ist ein Produkt der US-Firma Advanced Bionics, die im ersten Halbjahr 2010/2011 einen Umsatz von insgesamt 65,5 Millionen Franken erreicht hat. Mehr als 80 Prozent davon wurden laut Schimanke mit diesem Implantat gemacht.

Anleger reagieren ungnädig
Sonova arbeitet laut eigenen Angaben mit der FDA zusammen an einer Lösung des Problems. Zurzeit könne keine Prognose zu den Auswirkungen des Rückrufs auf die Unternehmensergebnisse gemacht werden.
An der Börse reagierten die Sonova-Aktien im frühen Handel mit einem Taucher von bis zu 8,4 Prozent. «Ein Rückruf ist nicht nur imagemässig ein Problem», sagte ein Händler. Es könnten Schadenersatzforderungen und Abschreibungen auf Lagerbeständen auf die Firma zukommen. Längerfristig könnte dies Sonova schaden, heisst es im Kommentar der Deutschen Bank.
(sf/sda/coro)

Dienstag, 23. November 2010

Von den Vorzügen der Stille



Von den Vorzügen der Stille

Taube Menschen gelten als behindert - zu Unrecht, wie sie selbst finden. Viele wollen überhaupt nicht hören, und auch ihre Kinder sollen es nicht lernen. Zwei Berliner Mütter erklären, warum

 

BERLIN. Die Frau am Schalter versteht sofort, als Claudia Mechela auf ihre Lippen zeigt und den Kopf schüttelt. Sie schiebt der Reisenden ein Blatt Papier über den Tresen. Claudia Mechela hat ihre älteste Tochter in Hamburg besucht, sie steht unter den eisernen Bögen des Hauptbahnhofs und schreibt der Frau am Schalter auf, dass sie eine Rückfahrkarte nach Berlin lösen möchte. Zeigen, Nicken, Kopfschütteln. Der Rucksacktourist am Schalter nebenan spricht nur Englisch, da dauert es länger. Ein irritierter Blick allenfalls, als Claudia die Frage nach einer weiteren Karte laut verneint, es ist ein kehliges, fremdes Geräusch. Im Klangsortiment des Deutschen ist es nicht vorgesehen.

Claudia Mechela selbst hört dieses Geräusch nicht, die 38-Jährige ist taub. Also behindert. Jedenfalls steht es so in ihrem Ausweis. "Ich empfinde das als Diskriminierung. Warum gelten Hörende als normal und wir als behindert?", fragt sie.

Claudia Mechela, dunkelblondes Haar, randlose Brille, ungeschminkt, ist berufstätig und Mutter von drei Kindern. Und einer von etwa 80 000 tauben Menschen in Deutschland. Die geräuschlose Welt, die sie bewohnt, ist die beste, die sie sich vorstellen kann: "Ich bin taub und fühle mich sehr wohl, das ist meine Welt", sagt Claudia Mechela. Oder genauer: Sie zeichnet ihre Worte mit den Händen in die Luft, eine Dolmetscherin übersetzt dem Hörenden. Auch die Augen sprechen mit, das Gesicht, der gesamte Körper. Die Gebärdensprache ist komplex, dreidimensional: Ihre Sprecher können bis zu neun Zeichen gleichzeitig darstellen - ohne einen Laut. Weder die quietschenden Bremsen der einfahrenden Züge noch die Lautsprecherdurchsagen stören Claudias Mechelas Gespräch mit der Tochter in der Bahnhofshalle.
Wenn die Lampe blinkt

Sie vermisse nichts, sagt Claudia Mechela, Taubheit stelle für sie einen Idealzustand dar. Auch ihr Lebensgefährte ist gehörlos, seit er vor zehn Jahren einen Hörsturz erlitt. Die beiden arbeiten in einer Gebärdensprachschule, leben in einer Doppelhaushälfte in Berlin-Reinickendorf. Wenn man an der Tür klingelt, blinkt im Wohnzimmer eine Lampe. Ihr Leben hat sich der Stille angepasst.
Aber über 99 Prozent der Bevölkerung sind nicht taub, die Nachbarn nicht und auch nicht die Frau an der Fleischtheke, weder der Mann beim Amt noch die Moderatorin im Radio, und wenn die Bundeskanzlerin zum Volk spricht, bedient auch sie sich des gesprochenen Worts. Claudia kann das nicht. Als Kind wollte sie Anwältin werden, ihre Mutter sagte, das sei aussichtslos, ohne Lautsprache. Als ein Mitreisender sie im Zug zurück nach Berlin anspricht, packt sie Stift und Papier aus. Das geht gut, wie fast immer.
Claudia lenkt jetzt ihren kleinen, schwarzen BMW nach Hause, sie fährt sportlich, die meiste Zeit sieht sie nicht auf die Straße, sondern zur Dolmetscherin auf dem Beifahrersitz - ohne Blickkontakt kein Gespräch. Bis jetzt ist auch das immer gut gegangen. Aber wenn hinter ihr einer hupt, wird sie es nicht merken.
Die Ohrenmenschen finden, Taube sollten hören wollen. Daher auch der Begriff "gehörlos", den Claudia und viele andere Taube als herabsetzend empfinden, weil er das Defizit betont. Früher zwang man sie, Schulen für Hörende zu besuchen. Logopäden mühten sich, ihnen Laute beizubringen, deren Klang ihnen unbekannt war. Fassten ihnen an den Hals, klopften ihnen auf die Brust. "Manchmal waren sie sehr grob, weil ich nicht schnell genug gelernt habe", sagt Claudia Mechela. Dabei habe sie schlichtweg nicht verstanden, warum sie die unbekannten Laute erlernen sollte - sie sprach ja fließend, wenn auch nicht mithilfe von Stimmbändern, Gaumen und Zunge.

Das Lachen und der Groll
Es war in der Nachkriegszeit, als sich erstmals Stolz auf die Gebärdensprache regt - und Widerstand gegen den Zwang zur Anpassung. In den USA begannen die Tauben, sich als kulturelle Minderheit zu verstehen und für ihre Rechte einzutreten. Mit Erfolg: Bis heute ist Amerika das gelobte Land für Taube. An den Schulen lernen hörende Kinder Grundzüge der Gebärdensprache, an der Gallaudet University in Washington D. C. ist die American Sign Language Unterrichtssprache. Das ist weltweit einzigartig. Aber auch in Deutschland haben sich die Tauben emanzipiert. Die Gebärdensprache ist seit 2002 offiziell anerkannt: Um 20 Uhr übersetzt ein Dolmetscher die Tagesschau, es gibt Gebärdentheater und -festivals, Gehörlosenverbände und -zeitschriften.

Und sie treten zunehmend selbstbewusst auf. So wie Gina Kaszubowski, 34 Jahre alt, schulterlanges, schwarzes Haar, ein Stecker im rechten Nasenflügel. Beim Lachen wirft sie den Kopf in den Nacken, und mit derselben Leidenschaft zeigt sie ihren Groll. Der gilt vor allem den anderen - den Hörenden: Wenn sie nicht verstehen, beim Einkaufen etwa, oder sich über sie lustig machen, im Bus auf dem Sitz gegenüber, wenn irgendwann das Wort Affensprache fällt. Gina Kaszubowski liest es von den Lippen der Hörenden. Ihre Gebärden werden raumgreifend, wenn sie diese Anekdote erzählt. Aufgestanden sei sie und habe sich wie ein Affe unter den Achseln gekratzt. Die Hörenden seien beschämt gewesen, weil sie verstanden hatte.
Gina Kaszubowski ist in dritter Generation taub, auch sie arbeitet als Gebärdensprachlehrerin. Ihr siebenjähriger Sohn ist gerade in die Schule gekommen, die Tochter, fünf Jahre ist sie alt, noch in der Vorschule, Gina Kaszubowskis Lebensgefährte ist ebenfalls taub. Familienalltag, ein Häuschen in Berlin-Spandau, eine grüne, ruhige Gegend. Abgesehen von den Flugzeugen, die in der Einflugschneise nach Tegel über den Garten donnern, aber Fluglärm hat keinen Einfluss auf das Leben einer tauben Familie.

Ihre Kultur empfindet Gina Kaszubowski als ebenbürtig, ihre Sprache als elegant. "Für Hörende ist es doch anstrengend, die ganze Zeit zu sprechen. Gebärden finde ich angenehmer, ich kriege keinen trockenen Hals und kann auch mit vollem Mund sprechen", sagt sie. Aber den Hilfeschrei ihres Kindes würde sie doch nicht hören? Und nie kann sie der Callas lauschen oder dem Gesang einer Nachtigall. Für Gina Kaszubowski sind das die Gedanken der Hörenden. Sie vermisst Wohlklang nicht.

Was aber wäre, wenn man etwas tun könnte gegen die Taubheit? In den Achtzigerjahren entwickelten Forscher das Cochlea-Implantat (CI), eine Art Gehörprothese. Es wird unter die Haut operiert und wandelt Schall in elektrische Signale um. Menschen, die im Erwachsenenalter ertauben, können mit dem Knopf im Ohr einen Hauch ihres alten Lebens zurückerobern. Gebürtige Taube, die ihre lautlose Muttersprache fließend beherrschen, zu Hörenden umzubasteln, ist indes umstritten, zumal Stimmengewirr oder undeutliche Aussprache den Träger stets überfordern werden: Er bleibt hörbehindert.
Die herrlichste Sache der Welt

Den Tauben gegenüber stehen Forschung und Medizin, beseelt von der Vorstellung zu heilen. Und eine Mehrheitskultur, für die Gleichberechtigung vor allem Anpassung der Minderheit bedeutet, notfalls auch mit einer Metallspule in der Schläfe. "Hören ist die herrlichste Sache der Welt, solange man es kann", wirbt etwa die Deutsche Cochlear Implant Gesellschaft. Wer die Lautsprache nicht beherrsche, dem drohte die soziale Vereinsamung.

In der Regel zahlt die Krankenkasse die 40 000 Euro teure Operation, sie übernimmt auch die anschließende logopädische Behandlung. Billiger wäre es, argumentieren Gehörlosenverbände, betroffenen Familien Kurse in Gebärdensprache zu finanzieren. Die Operation ist zudem riskant, sie findet unter Vollnarkose nahe am Gehirn statt.
Vor allem aber sehen viele Taube in dem Implantat ein Symbol der Unterdrückung. "Die Gemeinschaft der Tauben stellt eine sprachliche und kulturelle Gemeinschaft dar, die nicht das Bestreben hat, in eine hörende Gesellschaft assimiliert zu werden", findet etwa der Berliner Gehörlosenverband.

Erbittert wird die Diskussion geführt, wenn es um das Wohl der Kinder geht. Gehörlos Geborene sollten möglichst frühzeitig ein Cochlea-Implantat bekommen, meinen manche, weil es Kindern ab einem Alter von acht Jahren immer schwerer fällt, die Lautsprache zu erlernen. Zwei Wissenschaftlerinnen argumentierten kürzlich in einer Fachzeitschrift, der Staat müsse Eltern daran hindern, ihrem Nachwuchs den Weg zu Bildung, Arbeit und Partnerschaft zu verbauen. Notfalls könnten Familiengerichte Eltern das Sorgerecht entziehen.
Bei vielen Tauben löst das Empörung aus. "Meine Kinder werden nie ein CI bekommen, wenn sie es nicht unbedingt selbst wollen", sagt Gina Kaszubowski. Sie plaudert mit einer Freundin, es gibt Kaffee und Kuchen, die Kinder toben auf dem Sofa in der Ecke. Dass sie taub sind, bedeutet mitnichten, dass sie nicht lauthals streiten würden. Der Große schreit, die Kleine plärrt, Gina Kaszubowski unterhält sich unbeeindruckt weiter. Lärm kann taube Eltern nicht irritieren.

Es sei mit ihren Kindern wie mit einer Pflanze, sagt Gina, die müsse sie auch gießen und pflegen. "Aber ich schneide sie nicht ab und setze ein Stück Metall ein. Damit mache ich doch Roboter aus meinen Kindern." Die würden die Lautsprache im Übrigen nicht vermissen, sie wüchsen wie selbstverständlich ohne Ton auf. "Manchmal fragen sie höchstens, warum die anderen Leute so komisch sprechen statt zu gebärden", sagt Gina Kaszubowski. Nicht, dass sie ihre Kinder von der Welt der Töne fernhielte. Sie bringe ihnen bei, selbstständig mit Hörenden zu kommunizieren, etwa ein Eis zu bestellen - aber als Besucher in der anderen Welt, nicht als Einheimische.

Wie groß der Anteil tauber Eltern ist, die kein CI für ihre Kinder wollen, will man beim Deutschen Gehörlosen-Bund nicht einschätzen. Wichtiger sei, sagt eine Vertreterin des Verbandes, dass man sich nicht als behindert verstehe. Ebenso gut könne man Schwarze fragen, wie viele von ihnen lieber weiß wären.
Gina Kaszubowski glaubt, die Diskussion wäre überflüssig, wenn Taube in ihrer Muttersprache am Leben der Mehrheit teilnehmen könnten. Auf Augenhöhe. "Ich wünsche mir, dass hörende und taube Schüler zusammen lernen, dass alle ein paar grundlegende Gebärden beherrschen", sagt sie. In den USA könne sie beim Einkaufen einfach das Fingeralphabet benutzen.
Jenseits des Stolzes

Und dann sagt Gina Kaszubowski noch einen Satz, der zeigt, dass die Abneigung tauber Eltern gegen das CI noch einen anderen Grund hat, jenseits von Stolz und Widerstand, einen sehr menschlichen Grund: "Ich bin ganz froh, dass mein Sohn taub ist und unsere Sprache spricht." Er könne am Leben der tauben Gemeinschaft teilnehmen. "So bleibt er in unserer Welt." In einer Welt, in der niemand von Affensprache redet. In der sie ihren Kindern folgen kann, wenn sie eines Tages eigene Wege gehen. In der aber auch niemand Manager oder Anwalt wird. Gina Kaszubowski will ihre Kinder nicht verlieren an die andere Welt, aus der sie vielleicht nie mehr zurückfinden in die Stille.

Auch Claudia Mechela kennt diese Angst, und manchmal kommt sie zu ihr nach Hause. Denn nur ihre 17-jährige Tochter ist taub, nicht aber die beiden Kleinen. Der Sohn ist acht, die Tochter dreizehn, beide hören, auch wenn sie die Gebärdensprache fließend beherrschen. "Es ist schon ein Problem, wenn uns zu einer Geburtstagsfeier hörende Kinder besuchen. Die sitzen dann zusammen und unterhalten sich, und ich kann nicht mitreden." Dann, sagt Claudia Mechela, fühle sie sich allein. Und wünscht sich, manchmal, die beiden Kleinen wären auch taub wie die älteste. "Ich glaube, es ist besser, wenn die Kinder ganz zu einer Welt gehören", sagt Claudia Mechela. Sie meint jene Welt, in der die Züge nicht quietschen, wenn sie in den Bahnhof fahren.
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Foto: "Ich bin taub und fühle mich sehr wohl, das ist meine Welt", sagt Claudia Mechela (r.). Und Gina Kaszubowski, in dritter Generation taub, findet die Gebärdensprache elegant: "Für Hörende ist es doch anstrengend, die ganze Zeit zu sprechen. Gebärden finde ich angenehmer, ich kriege keinen
trockenen Hals und kann auch mit vollem Mund sprechen."

Sebastian Kretz
 
Quellen von Foto: 
http://www.evangelisch.de/

Dienstag, 16. November 2010

Keine Garantie für normale Spracherwerb

NZZaS: Mensch & Medizin, Sprachentwicklung von Kindern mit Cochlea Implantat

Auch mit einem Cochlea Implantat lernen gehörlose Kinder die Lautsprache nicht mit links. Neue Studien legen nahe, die Erwartungen an das Hightech-Gerät zu relativieren. Von Iréne Dietschi



Quellen: http://www.gebaerden-sprache.ch/downloads/keine-garantie-fuer-normalen-spracherwerb.pdf
NZZ
NeueZüricherZeitung


Seit Ende der siebziger Jahre das Implantat in der Hörschnecke (Cochlea) als Hilfe für Gehörlose auf den Markt gekommen ist, wird es immer häufiger auch bei kleinen Kindern eingesetzt. Am Universitätsspital Zürich etwa ist ein Dirttel der Patienten, die ein Cochlea-Implantat bekommen, unter 5 Jahre alt. Die Erwartungen an das Gerät sind riesig: Es soll hochgradig schwerhörigen Kindern nicht nur das Hören ermöglichen, sondern ihnen auch zur Sprache verhelfen. Auf dem Kind lastet der Druck, die Lautsprache so zu lernen wie andere (hörende) Kinder auch. Wie realistisch sind diese Erwartungen? Im deutschsprachigen Raum gibt es nur wenige Studien, die den Spracherwerb von Kindern mit einem Implantat untersucht haben.

Eine davon wird am Kinderspital Zürich durchgeführt. Rainer Truninger und Susanne Dickhaus untersuchen bei 35 Kindern, die momentan zwischen 3 und 9 Jahren alt sind, die langfristige Sprachentwicklung. Zum Beispiel Dominic, der als gesunder, kräftiger Zwillingsknabe im Alter von 9 Monaten an einer schweren Hirnhautentzündung erkrankte und sein Gehör verlor. Wenig später wurde ihm beidseitig ein Cochlea-Implantat eingepflanzt. Dominic machte rasch Fortschritte: Mit 13 Monaten produzierte er melodiöse, vielseitige Laute, als Zweijähriger sprach er erste Wörter. Eine Leukämie-Erkrankung im Alter von 3 Jahren warf den Buben in seiner gesamten Entwicklung zurück, doch er erholte sich und konnte mit 5 gesund in den Sprachheilkindergarten eintreten. Ein Jahr später sagte er Sätze wie: "Papi goot i de Polizei schaffe." Anders die Entwicklung von Roberto, der stark schwerhörig zur Welt kam, mit 6 Monaten Hérgeräte, dann audiopädagogische Therapie und mit 27 Monaten ein Cochlea-Implantat bekam. Sein Spracherwerb verlief deutlich Langsamer als der von Dominic, erst mit 4 Jahren sprach er ein paar Wörter. Sein Sprachverständnis war schlecht.

Im Sprachheilkindergarten war er kaum integrierbar. Erst als man ihn mit einzelnen Gebärden zu unterstützen begann, machte er Fortschritte. Mit 6 Jahren war Roberto erstmals imstande, von Geschehnissen zu erzählen. Im Mittelwert verläuft der Spracherwerb bei Kindern mit einem Cochlea-Implantat deutlich langsamer als bei hörenden Kindern, doch die unterschiede von Kind zu Kind sind sehr gross."Etwa ein Drittel der Kinder mit Cochlea-Implantat lernt die Lautsprache ähnlich gut wie hörende Kinder", sagte Kinderarzt Truninger, "ein weiteres Drittel der Kinder kommt verzögert zur Sprache, bei letzten Drittel ist die Sprachentwicklung stagnierend, und die Kinder sind angewiesen auf gebärdensprachliche Förderung." Wörter lernen sie schneller als grammatische Regeln, bei Adjektiven sind sie praktisch gleich gut wie hörende Kinder- "vielleicht, weil Adjektive das Visuelle ansprechen, über das Kinder mit einem Cochlea-Implantat die Welt vermert wahrnehmen", wie Sprachheilpädagogin Dickhaus vermutet.

Äussere Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle, zum Beispiel das Implantationsalter oder Erfahrungen mit Sprache vor der Operation. So hatte Dominic, der 9 Monate lang normale (Sprach-) Laute hörte und dann sehr früh operiert wurde, von Anfang an die besseren Karten als Roberto, der seit seiner Geburt fast nichts hörte. Robertos Beispiel zeigt, wie wichtig auch bei Kindern mit Implantat das Einbeziehen von Gebärden sein kann: Als man dem Buben diese Möglichkeit eröffnete, machte er sprachlich eine Entwicklungssprung. "Man sollte beide Wege offenhalten", resümiert Rainer Truninger, "gerade Kinder , die auf das Implantat nicht so gut ansprechen, sollten mit Gebärden unterstützt werden. Viele machen dann auch lautsprachlich starke Fortschritte." Hinweise fürs oft behauptete Gegenteil-dass Gebärden die Lautsprache behinderten- gebe es keine.

Die Bedeutung der Gebärdensprache betont auch Gisela Szagun, eine renommierte Sprachwissenschaftlerin, die an der Universität Oldenburg nach einer Pilotuntersuchung vor kurzem eine grosse, 140 Teilnehmer umfassende Studie zum Spracherwerb von Kindern mit Cochlea-Implantat abgeschlossen hat. "Näturlich ist die gesprochene Sprache das erste Ziel", sagte sie in einem Interview. "Wenn aber der Erwerb der gesprochenen Sprache zu langsam und unzureichend verläuft, sollte der Erwerb der Gebärdensprache in Betracht gezogen werden." Kinder brauchte in den Ersten vier Lebensjahren eine Sprache, egal ob gesprochen oder gebärdet, um ein Symbolsystem aufzubauen. Werde dieser Protzess zu stark verzögert, wirke sich dies negativ auf die Fähigkeit zu denken aus. 

Eine Garantie für den näturlichen Spracherwerb gebe es keine, fand Szagun weiter, eine Prognose für ein bestimmtes Kind lasse sich nicht stellen. Ob ein Kind das Implantat im ersten oder erst im zweiten Lebensjahr bekomme, spiele keine Rolle."Die oft gehörte Behauptung  -je fürher desto besser- hat sich in unseren Untersuchungen nicht bewarheitet", sagt sie. Viel wichtiger ist der Einfluss von Mama und Papa: Je geblideter die Eltern und je reicher die Sprache, in der sie mit ihrem Kind sprechen, desto grösser sind seine Fortschritte im Spracherwerb.

Mittwoch, 3. November 2010

Audismus und Deafismus (GS)



AUDISMUS 
UND 
DEAFISMUS







Hallo! Herr Prof. Dr. Rathmann und Herr Peters haben den Vortrag "Ist Audismus im (Unter-)Bewusstsein der Gehörlosengemeinschaft vorhanden und verbreitet?" gehalten. Es war auch sehr interessant. So wird es den Gehörlosen auch klarer, was Audismus und Deafismus bedeuten und was für Auswirkungen sie haben. Wir haben diese beiden Gäste nun bei uns und können sie persönlich befragen.

Hallo, Ihr beiden! Was bedeutet Audismus? Könntet Ihr uns die Begrifflichkeiten kurz erklären?
Peters: Audismus bedeutet eine Diskriminierung, die sich auf auditive Hörvermögensgrade bezieht. Diskriminiert wird man, wenn man auf das auditive Hörvermögen reduziert wird. Es bedeutet weiters, dass Hörende Gehörlose unterdrücken und Gehörlose Gehörlose ebenso - schlechterer Hörfähigkeit. Denn oft genug wird gedacht, dass besseres Hören einen besseren Menschen ausmacht.


Welche Vorstellung haben Gehörlose von sich selbst? Wie denken sie über Gehörlosigkeit? Positiv oder negativ?
Peters: Gehörlose selbst haben eine negative Vorstellung vom Gehörlossein: ich kann etwas nicht - denken sie. Sie denken also, dass Hörende besser als sie sind. Aber es geht doch um den Audismus, wodurch Gehörlose unterdrückt werden! Und das passiert, weil wir aus dem Unterbewusstsein reagieren.

Gehörlose haben negative Gedanken über ihren eigenen Status und empfinden sich oft als minderwertig.
Aber wenn Gehörlose hartnäckig bleiben, können Sie ihren Willen durchsetzen.


Wie kann die Gebärdensprache zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen? Was bedeutet Deafismus? Und welche Auswirkung hat er?
Peters: Klar ist, dass man sich durch Sprache definiert. Und Hörende sprechen nun mal Lautsprache - also gehen sie davon aus, dass sich Gehörlose anpassen müssen. Dies sollte jedoch ignoriert werden. Stattdessen sollte mehr gebärdet werden.

Deafismus beschreibt ein weiten Spektrums, das positiv und negativ ist. Zum Beispiel ist negativ daran, wenn Gehörlose sich nur mit Gehörlosen umgeben und Hörende ausgrenzen. Außerdem gibt es welche, die die weniger gebärdensprachkompetenten auch ausschließen. Oder dass Gehörlose ausgestoßen werden, wenn sie hörende Eltern haben! Im Gegensatz zu Gehörlosen, deren Eltern auch gehörlos sind. Das ist negativer Deafismus.

Rathmann: Beim positiven Deafismus zeigt eine Gruppe Selbstbewusstsein, Kompetenz der Gebärdensprache, eigene Kultur, die stolz präsentiert werden kann. Das ist der positive Aspekt von Deafismus. Solange es die Gehörlosengemeinde positiv beeinflusst, wird das Auftreten gestärkt!

Kolonialismus bedeutet, dass Hörende Gehörlose systematisch unterdrücken. Ist die Gehörlosengemeinschaft gut aufgestellt, kann sie der Unterdrückung gut widerstehen. Es ist möglich! Ist die Gehörlosengemeinde nicht gut aufgestellt, konnte das die Gemeinde nicht verkraften und würden daher der Unterdrückung nichts entgegensetzen können.


Wie läuft der Prozeß, der Weg zur Verbesserung ab? Ist er eher langwierig oder verläuft alles glatt? Was müssen Gehörlose dabei eigentlich machen?
Rathmann: Klar ist, dass der Prozeß nicht einfach im Nu vollendet ist, so ist, wie es so sein sollte, sondern er entwickelt sich Schritt für Schritt, wobei darin noch viel auseinandergesetzt und über verschiedene Grundlagen wie Forschungen und Verhandlungen über Kongresse, an denen sich Gehörlose versammeln, diskutiert werden muss.

In Deutschland, England und in den USA sind wir schon ein bisschen weiter. Daraus entwickelte sich ein klares Bild. Ohne den Autausch von Informationen zwischen diesen Ländern wäre es ansonsten schwierig, mehr Klarheit über das Ganze zu bekommen und wie der Prozeß als Ganzes abläuft. Deafhood bedeutet, dass Gehörlose sich entfalten und etwickeln, sodass sie mit sich selbst im Reinen sind. Die eigene Definition von Gehörlosengruppen betrifft nur das, was von sich aus positiv für Gehörlose entwickelt. Andere Definitionen wurden von Hörenden für Gehörlose geformt, wie sie sein sollten (Normen und Werte).

Nein! Gehörlose sollen sich selbst analysieren, was sich aus dem Prozeß entwickelt und entsteht. So kommen Veränderungen zustande. Deshalb gibt es kleine Tipps von mir und ihm, wobei wir gemeinsam in Zukunft bezüglich Gehörlosenunterdrückung weiter arbeiten werden.

Peters: Und auch... in einer Gehörlosengemeinde gibt es Chaos, Probleme und Beschwerden. Wie zB. bei Gallaudet, es gab eine große Protestaktion von gehörlosen Studenten. Wir beobachteten dies und wunderten uns, warum das geschah. Wir sammelten selektive, einzelne Ereignisse zu einem Pool des Wissens für die Forschung zusammen. Daraus hat sich die Wissenschaft entwickelt. Das ist ein Beispiel.

Rathmann: Ein weiteres Beispiel: Gehörlose Kinder werden weniger gut betreut. Schwerhörige Kinder hingegen werden besser betreut. Gehörlose schauen hierbei nur zu und verhalten sich passiv. Die gesamte Gruppe verhält sich daraufhin so, als wäre nichts geschehen. Das könnte bei einer anderen Gelegenheit ... wie zB. beim Kampf um Anerkennung ... negativ auswirken. Die Gehörlosengemeinschaft könnte dadurch schwächer werden. Das könnte passieren!

Aber wenn wir anfangen zu diskutieren und zu überlegen, könnte alles besser werden. Wir müssten dann die Ärmel aufkrempeln und aktiv werden. Dann könnte es bessere Ergebnisse im Bildungsbereich geben. Wenn wir nichts unternehmen, ist jedem weiteren Schritt ein Hindernis in den Weg gelegt und unsere Projekte werden weniger erfolgreich sein.


Welche Aktione, ob positive oder negative, gibt es innerhalb der Gehörlosengemeinde in Bezug auf Deafismus? Konntet Ihr uns das anhand eines Beispiels erklären?
Rathmann: Wie gerade erwähnt gibt es zwei Aspekte von Deafismus. Einer davon ist die negative Form und bedeutet Diskriminierung, während die positive Form das Selbstbewusstsein stärkt. Das ist ein Teil des Deafismus. Gleiches ist gleich. Klarer wird es, wenn Gehörlose bei verschiedenen Themen mehr ins Detail gehen.

Peters: Nehmen wir zB. den Feminismus. Auch hier gibt es positive und negative Seiten. In den 1980er Jahren, am Anfang der Frauenbewegung, hat Al. Kh. dazu aufgefordert Hausfrauen zu unterdrücken. Die Frauen brauchen etwas anderes. Sie bekommen auch, was sie brauchen. Das stärkt das Selbstbewusstsein der Frauen. Das ist ein positives Zeichen von Feminismus.

Parallel kann man den Deafismus hernehmen, der sowohl gute als auch schlechte Seiten hat. Deafismus hat schon begonnen, entwickelt sich bereits weiter. Die Gehörlosengemeinschaft könnte darin positivere Zeichen sehen und mehr Teamfähigkeit entwickeln. Das ist positiver Deafismus.

Rathmann: In Hinsicht darauf könnte es interessant werden. Ein Rollstuhlfahrer schilderte eine Zusammenkunft der Behindertenbewegung und bemerkte, dass es hierzu viele Parallelen zum Deafismus gibt. In den 1980er Jahren rebellierten auch die Behinderten. Das war überwältigend! Als es sich aber weiter entwickelte, sahen die Protestaktionen schon anders aus und haben sich im Vergleich zu früher verändert. Das ist damals bei den Anfängen von Deafismus genauso gewesen. Verschiedene Aspekte von Behinderungen schlossen sich zu einer Gruppe zusammen. Sie gaben Vollgas und wurden aktiv, verbesserten sich. Das ist der gleiche Prozess wie bei der Behindertengruppe. Es ist interessant so etwas zu beobachten.


Was würdet Ihr uns zu unseren Workshop-Angeboten raten? Wie sollten sie gestaltet werden?
Rathmann: Workshops sollen nicht allgemeine Themen behandeln, sondern gezielt auf spezifische Themen eingehen und dieses im Team diskutiert. Diese Diskussionen sollten nicht als Reaktion auf Unterbewusstes passieren, sondern mit Kenntnis und Wissen und bewusst vonstatten gehen.

Es wäre auch wichtig mehr zu sensibilisieren, um mit einem Team eines deutschen Gehörlosenbundes effektiver arbeiten zu können. Dieser Bund könnte mehr Unterstützung bieten. Man sollte sich mit dem Thema beschäftigen und darüber sprechen.


Was gefällt Euch an der österreichischen Gehörlosengemeinschaft? Was haltet Ihr davon?
Peters: Was ich in Österreich sehe, finde ich beeindruckend. Speziell die Berichterstattung über die Diskriminierung in Hinsicht auf Gehörlose und Hörende. Wir Gehörlose können daraus selbst einen Vorteil ziehen, wenn wir davon lesen und dann empfinden, dass es gleich Betroffene wie uns gibt.

Was uns in Österreich beeindruckt, sind Veranstaltung wie "Türkis" oder Gehörlosenfestivals. Genau das ist genau positiver Deafismus. Das bedeutet Halt in der Gemeinschaft. Wir finden das ganz toll und super!

Rathmann: Was wir uns wünschen um mehr Nutzen von Österreich zu erhalten: Aufklärung wie es mit der Gestaltung und Strukturierung eines Projekts aussieht. Wir konnten beobachten, wie die Organisation mit dem Ministerium war und für unsere Beschäftigung ist das wichtig. So wissen wir, was wir unternehmen würden. Solch eine Aufklärung wünschen wir uns.


Welche Vorteile unserer Gehörlosengemeinde wäre für Euch Gehörlose in Deutschland auch nützlich?
Peters: Was mir in Österreich gut gefällt, sind die Diskriminierungsberichte, die sehr hilfreich sind für deutsche Gehörlose, mit denen können wir uns identifizieren. Das ist auch ein Ansporn zum Nachdenken, wie wir damit besser umgehen könnten. Das trägt exzellent zur Verbresserung bei. Ebenfalls beeindruckt mich in Österreich zB. das "Türkise Band" und vieles mehr. Das stärkt die Gehörlosengemeinschaft, zeigt ihre Stärke. Toll!


Vielen herzlichen Dank für die Zeit, die Ihr Euch für das lange Interview genommen habt!

(er)
Foto: Gebärdenwelt
Video: Gebärdenwelt

Was ist Mobbing?


Was ist Mobbing?

Mobbing (aus dem Englischen "to mob" anpöeln, schikanieren) bedeutet, dass eine Person oder eine Gruppe am Arbeitsplatz von gleichgestellten, vorgesetzten oder untergebenen Mitarbeitenden schikaniert, belästigt, beleidigt, ausgegrenzt oder mit kränkenden Arbeitsaufgaben bedacht wird. Die gemobbten Personen geraten durch die Gruppendynamik (oder durch das Machtgefälle) in eine unterlegene Position, aus der sie alleine nicht mehr herausfinden können. Sie werden durch das System in dieser Rolle fixiert, was zu entsprechenden Opfer-Gefühl und Opfer-Haltungen führt.

Bei allgemeiner Unzufriedenheit der Mitarbeitenden, wenn Konflikte nicht gelöst werden, bei Fusionen und Umstrukturierungen und immer dann, wenn am Arbeitsplatz der Druck zu nimmt, tritt Mobbing häufiger auf. Mobbing exisiert jedoch nicht nur in der Arbeitswelt, sondern geschieht auch im Bildungsbereich, in Freizeit-Institutionen (z.b. Vereinen), in der Nachbarschaft oder innerhalb von Familien und Sippen.

Der Zeitfaktor spielt insofern ein Rolle, als man per Definition nur dann von Mobbing spricht, wenn Mobbing-Handlungen systematisch, häufig und wiederholt auftreten und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. 
Die Definition von Leymann (Mobbing ist nur gegeben, wenn die Mobbing-Handlungen mindestens einmal pro Woche statt finden und mindestens ein halbes Jahr lang andauern)wird heute noch oft zur Diagnose und bei Gerichts-Prozessen beigezogen.

Aus aktueller Sicht beachtet man aber vor allem die Systematik der Übergriffe (Mobbing-Handlungen),die Abererkennung der Zugehörigkeit und die Intension der Mobbenden, das der/die Gemobbte das System verlassen soll. Da wir bei Mobbing-Dynamiken von Wahrnehmungs-Definition seit einem halben Jahr gemobbt werden!), kann der Anfang von Mobbing oft nicht mehr genau eruiert werden. Zudem ist die Beweisbarkeit von Mobbinghandlungen zuweilen schwierig, da sie oft stubtil, knapp neben dem "Üblichen" geschehen und schwer zuzuordnen sind. 
Einmalige Vorfälle sind so oder so kein Mobbing. Auch kann man nicht von Mobbing sprechen, wenn zwei etwa gleiche starke Parteien in Konflikt geraten und diesen nicht lösen können.

Mehr Info siehe unter:

Erfolgstory CI-Modell




Erfolgsstory - Ich geHÖRE wieder dazu - Cochlea-Implantat-Modell in Salzburg

Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten: 
Erfolgsstory: Ich geHÖRE wieder dazu – Cochlea-Implantationen in Salzburg
SALZBURG. Die Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten am Landeskrankenhaus Salzburg – Universitäts-klinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität - ist seit vielen Jahren ein Kompetenzzentrum für alle operativen und konservativen Behandlungen im Bereich der Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde, einschließlich von gut- und bösartigen Tumoren der Schädelbasis und der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie. Darüber hinaus ist die Universitäts-HNO-Klinik neben dem AKH in Wien das größte Zentrum für Cochlea-Implantationen bei gehörlos geborenen bzw. hochgradig schwerhörigen oder ertaubten Kindern und Erwachsenen in Österreich. Im Unterschied zum Hörgerät, welches nur akustische Signale verstärkt, ersetzt das Cochlea-Implantat die Funktion des Innenohres und bietet damit auch nach Ausfall der „Hörschnecke“ völlig tauben Menschen wieder eine Chance zu Hören. "Die Cochlea Implantate sind Wunderwerke der Medizin – hier ersetzt ein Minicomputer erstmals – zumindest teilweise – die Funktion eines Sinnesorganes. Ich sage Danke im Namen all der Betroffenen, für die Sie in die Mauer der Stille eine Bresche schlagen." betont Gesundheitsreferentin Burgstaller. Nur durch die Zusammenarbeit eines eingespielten Teams von Spezialisten der verschiedensten Bereiche ermögliche das Durchbrechen dieser "Schallmauer", so Burgstaller weiter. Gerade für hörbehinderte Kinder bedeute das Cochlea Implantat den Zugang zu einem halbwegs "normalen" Leben, normaler Schule und Ausbildung. "Ihre Arbeit rechnet sich deshalb mehrfach: Gesundheitspolitisch, ökonomisch und sozial, vor allem aber menschlich," ist Landeshauptfrau Burgstaller überzeugt. 

Zahlen & Fakten:
  • Jährlich werden ca. 40 Cochlea-Implantationen druchgeführt
  • Bisher wurden rund 470 Cochlea-Implantationen durchgeführt, davon über 300 bei Kindern.
  • Das jüngste Kind war 7 Monate, der älteste Erwachsene 82 Jahre alt.
  • Interdisziplinäres Team: 2 Chirurgen, 1 Pädaudiologen, 1 Klinische  Psychologin, 1 klinischer Sprachwissenschaftler, 3 Logopädinnen;
  • Kosten: je Implantatsystem 20.000 Euro plus Diagnostik, Operation und Nachbetreuung von etwa 20.000 – 30.000 Euro = insgesamt je Kind ca. 40.000 – 50.000 Euro
  • Boston Consulting Group –Studie (2002) stellt fest, dass die Cochlea Implantation (CI) eine der ökonomisch wie medizinisch effektivsten ärztlichen Therapiemaßnahmen darstellt.

Methodenstreit GS / LS




Bezüglich der Sprache der Gehörlosen hat sich in Europa und in den USA ein Streit entwickelt, den man in einem historischen Kontext sehen muss. Historisch ist dieser Streit besonders als Methodenstreit bekanntgeworden, weil er vorrangig unter dem Aspekt der anzuwendenden pädagogischen Methodik gesehen wurde. Die auditiv-verbale Methode war lautsprachlich orientiert, die "französische" Methode benutzte dagegen die Gebärdensprache. Der Methodenstreit war damit auch ein Sprachenstreit.

Als Ursprung des Zwistes wird oft der Mailänder Kongress von 1880 angesehen - tatsächlich aber entstand der Sprachenstreit schon um 1770 als Samuel Heinicke in Deutschland und der Abbé de l'Epée in Frankreich mit jeweils unterschiedlichem Ansatz tauben Kindern schulische Bildung zuteil werden ließen. Der Mailänder Kongress wurde zum Umbruch einer bis dahin unentschiedenen Entwicklung. Auf diesem Kongress entschieden sich die damaligen führenden Pädagogen, alle Gehörlosen lautsprachlich zu schulen, nämlich mit der so genannten oralen Methode. Bei dieser Methode wird der Gehörlose trainiert, zu artikulieren und von den Lippen zu lesen. Dies empfanden die Gehörlosen - zu Recht - als unterdrückend, nicht zuletzt weil ihnen dabei beispielsweise auch die Hände hinter den Rücken gebunden und Prügelstrafen verabreicht wurden, um die Gebärdensprache zu unterdrücken. Es ist nicht erstaunlich, dass heute praktisch alle Fachleute den Entscheid von 1880 und selbstverständlich die Nötigung, die Hände hinter den Rücken zu binden, kritisieren. Gehörlose wurden damals unterdrückt, und diese Unterdrückung hielt z.T. bis in die 1960er Jahre an.

Fortentwicklungen der Medizin und der Technik förderten den Trend zur oralen Methode. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Hörgeräte erfunden, die allerdings weit davon entfernt waren, Gehörlosen eine Hilfe darzustellen. Zu dieser Zeit waren diese Geräte nur den Schwerhörigen eine Hilfe.
In den 1950er Jahren wurde schließlich in den USA und Kanada die so genannte auditiv-verbale Methode entwickelt, bei der Gehörlose nicht mehr nur artikulieren und Lippenablesen lernen, sondern vor allem das Gehör trainieren und der Input als Informationseingang des Sprachverstehens im Zentrum steht. Die wichtigsten Vertreter der auditiv-verbalen Erziehung sindWarren Estabrooks (Kanada) und Susanna Schmid-Giovannini (Schweiz).

Doch erst mit der Entwicklung des Computerchips in den 1970er-Jahren wurde es erstmals wirklich möglich, den Gehörlosen nicht nur akustische Reize erleben zu lassen, sondern auch wenigstens zu einem bruchstückhaften Verstehen der gesprochenen Sprache zu verhelfen. Der Durchbruch gelang erst Ende der 70er Jahre, als die Hörgeräte sehr stark an Verstärkung gewannen und miniaturisiert worden. So kann erst seit Anfang der 80er-Jahre von einer echten auditiv-verbalen Therapie gesprochen werden, und als schließlich das Cochlea-Implantat Mitte der 90er Jahre sich auch bei Kindern etablierte, wurde die auditiv-verbale Methode bereits um einiges vereinfacht, auch wenn nach wie vor viel Aufwand für die Erlangung der Lautsprache zu erbringen ist.

Dennoch beruft sich ein Teil der Gehörlosen vor allem seit Anfang der 80er-Jahre auf die Gebärdensprache auch als Definition ihrer kulturellen Angehörigkeit. Diese Gehörlose fühlen sich in der Regel nicht in die hörende Welt integriert und erleben die hörende Gesellschaft als Isolation. Relevant ist hier auch, daß sich nach den ersten Forschungen durch William Stokoe1955 in den USA um 1980 auch in Deutschland die Erkenntnis durchsetzte, daß Gebärdensprache ein eigenständiges und vollwertiges Sprachsystem ist, auf dessen Entwicklung - allen Widerständen zum Trotz - die gebärdenden Tauben stolz sein konnten. Daher benutzt ein Teil der Gehörlosen bevorzugt die Gebärdensprache, die ja visuell wahrgenommen werden kann. Die älteren gehörlosen Personen sind vorrangig auf die Gebärdensprache angewiesen, da ihr auditorisches System sich nie entwickeln konnte - diese Entwicklung wird im 7. Lebensjahr fast gänzlich eingestellt.
Ein anderer Teil der Gehörlosen, vor allem jene, die um oder nach 1980 geboren wurden und die in einem psychosozialen günstigen Umfeld von der technischen und pädagogischen Entwicklung profitieren konnten, fühlt sich demgegenüber in der hörenden Gesellschaft integriert. Diese Personen kommunizieren am liebsten in der Lautsprache, sie können meistens die Gebärdensprache nicht. Dass alle Gehörlosen die Gebärdensprache können, ist daher nicht zutreffend. Lautsprachlich kommunizierende Gehörlose sind in der Regel nicht vor 1980 geboren, also noch jung. Aus diesen jungen Erwachsenen ist denn auch während der 90er Jahre eine Bewegung der lautsprachlichen Kommunikation entstanden, die im deutschsprachigen Raum in die Gründung der Selbsthilfeorganisation "Lautsprachlich Kommunizierende Hörgeschädigte Schweiz" (LKH Schweiz) (1994) und des "Förderverein Lautsprachlich Kommunizierende Hörgeschädigte Deutschland - LKHD - e.V." (2000) mündeten.

Spätertaubte erleben den Ausfall des für die Kommunikation wichtigen Sinnesorganes in der Regel als Schock. Meistens erfolgt die Verarbeitung der Ertaubung in 3 Phasen: Zuerst der Schock und die Trauer über den Verlust, dann Resignation und Isolation, manchmal mit Schamgefühlen einhergehend, dann schließlich die Öffnung, die in der Regel bei einer geeigneten medizinischen Indikation, mit dem Entscheid zur Nutzung technischer Hilfsmittel wie dem Hörgerät oder dem Cochlea-Implantat einhergeht.
Da taube, ertaubte und manche - nicht alle - gehörlosen Personen durch ihre Kommunikationsbehinderung in der Gesellschaft häufig isoliert sind, werden in allen drei Gruppen soziale Kontakte gern innerhalb von Gehörlosenkreisen gepflegt. Viele aus allen drei Gruppen - vor allem die der gebärdenden Gehörlosen - kritisieren die mangelnde Anpassungsfähigkeit der Hörenden.

Streitfall Cochlea Implantat

Streitfall Cochlea Implantat 
Kritische Anmerkung aus der Perspektive
gehörloser Menschen und ihrer Angehörigen

Karin Kestner
Anlässlich der Tagung 
des Institut für Kirche und Gesellschaft

Wenn Computer und Gehirn verschmelzen...
Wie weit darf die Technisierung des Menschen gehen?
7. bis 9. Dezember 2007, Iserlohn

Mehr Info siehe unter:

Fallbeispiel:

Eine Beratungsszene bei einer HNO-Ärztin:

Eine Mutter und Ihr gehörloses Kind bei einer HNO-Ärztin. Diese erklärt:
"Wenn Sie das CI ablehnen, wird Ihr Kind nie hören, wird nie "Mama" sagen können, 
wird nie einen Beruf lernen können, nicht 10 und 20 zusammenzählen können, weil 
es nicht versteht, was 10 und 20 bedeutet. Ihr Kind wird isoliert leben. Die CI-
Operation stellt heute bei Taubheit und hochgradiger Schwerhörigkeit die Therapie
der Wahl dar."

"Therapie der Wahl", diese Aussage hörte ich auch, als ich eine junge gehörlose
Mutter zu einer HNO-Ärztin begleitete:

"Therapie der Wahl?", frage ich. "Das Beste, was wir dem Kind bieten können? Da
muss es doch auch Risiken geben? Oder?"

Die Ärztin wandte sich an mich:
"Welche Risiken?-Ausser, dass es nicht funktioniert?"

Ich listete ihr die Risiken in kurzen Sätze auf: Meningitis, Gesichtsnervenlähmung, 
Geschmacksnerven werden zerstört, etc...

Antwort:
"Ach so, ja, stimmt, die Geschmacksnerven gehen doch fast bei jeder CI-OP hinüber."

Solche Aussagen von HNO-Ärzten sind keine Seltenheit. Anscheinend haben sich
die wenigsten Ärzte ausführlich mit den Risiken der Implantation-und mit möglichen 
Alternativen- auseinandergesetzt.


...***...

Fallbeispiel 2:


Szene beim Arzt: 
 „Letztlich wollen wir doch das Beste für Anna! Wenn Sie wollen, könnten wir gleich 
nächste Woche einen Termin zur OP vereinbaren.“  

Antwort der Mutter: „Nein!“ 

„Was sind Sie für Eltern? Wenn eine lebenswichtige OP ansteht, würden Sie sich 
doch auch nicht weigern! Später wird Ihr Kind keine Freunde haben, da alle 
gehörlosen Kinder ein CI bekommen …“  


Das Auge hört mit - und lernt dazu

18. September 2001, Neue Zürcher Zeitung

Das Auge hört mit - und lernt dazu

Besuch in der kantonalen Gehörlosenschule Zürich


65 Kinder und Jugendliche werden an der Kantonalen Gehörlosenschule in Wollishofen unterrichtet. Das Angebot, vor 175 Jahren lanciert und 1908 verstaatlicht, wird laufend angepasst, zumal heute immer weniger Hörbehinderte auf durchgehende Sonderschulung angewiesen sind. Ein Besuch in der Gehörlosenschule bietet Einblick in Lernsituationen, die das visuelle Wahrnehmungsvermögen aller Beteiligten fordern.
urs. Die lebendigen dunklen Augen des Mädchens richten sich auf die Armbanduhr der Banknachbarin, der Zeigfinger wandert zum Zifferblatt: Es wäre wohl Zeit für die Unterrichtspause. Doch der Besuch von der Zeitung will zuerst noch einiges wissen. 10 Jahre alt sei sie, zeigt die Drittklässlerin an und buchstabiert dann ihren Namen mit Hilfe des Fingeralphabets: Agonesa. Gleichzeitig spricht sie die Lautfolge mit grosser Bemühung um Deutlichkeit aus: Wenn sie mit Hörenden kommunizieren, wenden die Schüler die im Unterricht vermittelte Mischung aus Laut- und Gebärdensprache an (s. Kasten). Dass sie selber ihre eigenen Worte wenigstens ansatzweise vernehmen kann, verdankt Agonesa der modernen Technik; das Cochlear-Implantat, eine unter die Haut gepflanzte elektronische Hörhilfe, leitet die Signale direkt zum Hörnerv. Die Worte ihres sprechenden Gegenübers zu verstehen, ist für Agonesa dennoch nicht einfach, zumal viele Buchstaben des deutschen Alphabets nicht von den Lippen ablesbar sind; es wird noch viel Übung brauchen, bis sie darin eine Meisterin ist.
Mehr Info siehe unter:

Töne aus elektronischen Impulsen

15. September 2002, NZZ am Sonntag


Töne aus elektronischen Impulsen

Wo Mensch und Maschine verschmelzen: Mit den Hightech-Hörgeräten und Neuroimplantaten dringen Computertechnik und Mikroelektronik in das menschliche Nervensystem ein. Von Andreas Hirstein


Mehr Info von Teil 1 siehe unter:

Teil 2:

Cochlear-Implantate

 

Falls die Haarzellen im Innenohr komplett zerstört sind, helfen Hörgeräte nicht mehr. Die Hörfähigkeit kann dann nur noch mit Hilfe von Cochlear-Implantaten teilweise wiederhergestellt werden. Weltweit haben 40 000 Patienten ein solches Gerät erhalten. Viele von ihnen können gesprochene Sprache verstehen, ohne auf simultanes Lippenlesen angewiesen zu sein. Kinder, die das Gerät früh genug erhalten haben, besuchen oft gewöhnliche öffentliche Schulen. Wichtig ist, dass die Operation möglichst früh (ab 12 Monaten) erfolgt, damit sich die Sprachfähigkeit gut entwickeln kann. Auch bei Erwachsenen lohnt sich die Operation, sofern die Patienten vor der Ertaubung sprechen konnten.
Äusserlich ähnelt das Implantat einem Hörgerät. Hinter dem Ohr befindet sich ein Mikrophon, das den Schall an den Sprachprozessor weiterleitet. Dieser analysiert die eingehenden Signale und berechnet ein Reizmuster, das über eine am Hinterkopf befestigte Sendespule an das Implantat weitergeleitet wird. Vom Empfänger, der sich unter der Hinterkopf-Haut befindet, führen elektrische Leitungen direkt ins Innere der Gehörschnecke, wo über 20 Elektroden die Gehörnerven reizen.
Voraussetzung für die Anwendung eines Cochlear-Implantats ist ein intakter Hörnerv. Das ist bei Patienten mit sogenannter Neurofibromatose (NF2) nicht der Fall. Von dieser vererbbaren Krankheit ist einer von 40 000 Menschen betroffen. NF2-Patienten entwickeln Tumoren, die zwar gutartig sind, die aber trotzdem operativ entfernt werden müssen, weil sie das Gehirn durch ihre Grösse schädigen und schliesslich zum Tode führen. Dabei lässt sich in der Regel nicht vermeiden, dass der Hörnerv durchtrennt wird.

Hirnstamm-Implantate

Als letzte Chance bleibt daher nur die Verwendung eines Hirnstamm-Implantats. Wie Cochlear-Implantate besitzen auch diese Geräte rund 20 Elektroden, die vom Operateur direkt in die Schaltzentrale für akustische Signale im Hirnstamm gelegt werden. «Manche Patienten mit intakten Hörnerven glauben, dass Hirnstamm-Implantate bessere Ergebnisse erzielen als Cochlear-Implantate», sagt Norbert Dillier von der Universität Zürich. «Doch diese Vermutung ist falsch Hirnstamm-Implantate kommen nur in Frage, wenn keine andere Möglichkeit mehr besteht», erklärt der Elektroingenieur, der für die Anpassung der Implantate auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zuständig ist.
Dilliers Zurückhaltung hat Gründe: Zum einen ist die Operation sehr viel belastender als die Implantation in die Cochlea. Und zum andern sind die bisher erzielten Ergebnisse, die man bei weltweit bisher 200 operierten Patienten erzielt hat, sehr bescheiden.
Das liegt vor allem daran, dass die von den Elektroden angesteuerten Nervenzellen im Hirnstamm sehr viel schlechter bestimmten Tönen zugeordnet werden können als in der Cochlea. Die Reizung im Hirnstamm ist daher viel weniger selektiv, als für ein gutes Sprachverstehen notwendig wäre. Zudem empfinden viele Patienten bei der Reizung oft gar keine akustischen Signale, sondern ein leichtes Kitzeln auf der Haut, der Zunge oder im Hals.
Solche Elektroden können daher nicht genutzt werden. Die wenigen, die übrig bleiben, reichen aber oft nicht, um die Verständlichkeit gesprochener Sprache zu verbessern. So sind die bisherigen Ergebnisse ernüchternd. Eine im Juni dieses Jahres publizierte Studie («Ear Hear», Bd. 23, S. 170), berichtet, dass nur 2 von 17 Probanden nach der Operation in der Lage waren, gesprochene Sprache ohne Unterstützung durch Lippenlesen zu verstehen. Besonders in Situationen mit Hintergrundgeräuschen bringen bisherige Hirnstamm-Implantate keinen Nutzen, und auch telefonieren ist in der Regel nicht möglich.
Diese Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungen von Norbert Dillier: «Von den drei in Zürich operierten Patienten kann keiner telefonieren. Im günstigsten Fall unterstützt das Implantat das Lippenlesen», sagt Dillier.
Trotzdem ist er überzeugt, dass sich weitere Versuche lohnen werden. Das grösste Verbesserungspotenzial sieht Dillier in der Entwicklung neuer Elektroden, die den Hirnstamm nicht mehr nur an der Oberfläche reizen, sondern in tiefere Nervenregionen vordringen. Davon erhofft man sich eine bessere akustische Selektivität. Nachdem Versuche mit Tieren erfolgreich waren, soll noch in diesem Jahr der erste Patient mit einem solchen Implantat versorgt werden.
Weitere Informationen beim Bund Schweizerischer Schwerhörigen-Vereine (BSSV) www.bssv.ch